Rezension

Frühjahrs Highlight

Firekeeper's Daughter
von Angeline Boulley

Bewertet mit 5 Sternen

Eigentlich kennt jeder Western, Cowboy- und Indianerfilme, von dem Bad Segeberger Kalkberg ruft Winnetou die Karl-May-Festspiele aus und die älteren Semester erinnern sich vielleicht noch an Lederstrumpf, einen Mehrteiler von James F. Cooper.
Bücher/Romane über/mit Native Americans gibt es einige, die Frage ist natürlich immer, wonach man sucht und wenn man fündig werden sollte, dann trieft der Inhalt teilweise nur so vor lauter Klischees.

Oftmals werden Indianer als Halbwilde mit wenig Grips dargestellt - laut schreiend und Tomahawk-schwingend reiten sie durch die Prärie und wollen dem weißen Mann ans Leder. Aber, ist oder war das wirklich immer so?

Firekeeper´s Daughter ist da anders - es geht um die 18-jährige Daunis Fontaine, die aufgrund ihrer Herkunft gezwungen ist, in zwei Welten zu leben. Daunis ist halb weiß und halb Native American. Ihre weiße Familie mütterlicherseits würde den indigenen Part in Daunis Welt am liebsten ungeschehen machen. Auch wenn sie eine begnadete Eishockey-Spielerin, liebende Tochter und kämpferische Schwester von Halbbruder Levi ist, möchte Daunis ihren eigenen Weg gehen und in einer anderen Stadt Medizin studieren. Als Daunis´ Mutter ihre Hilfe benötigt, ändert sie ihre Pläne und bleibt in ihrer Gemeinde, wo sie auch den neuen Eishockeyspieler und Kumpel ihres Bruders kennenlernt - Jamie.
Die Ereignisse überschlagen sich plötzlich, als Daunis einen Mord beobachtet und kurz darauf das FBI auf der Matte steht und sie als Informantin einspannen will. Warum ausgerechnet Daunis, gibt es etwas in ihrem Leben, vom sie gar nicht weiß, dass es zu ihrem Umfeld gehört? Daunis willigt mit Vorbehalten ein und muss sich einer ganz neuen Realität stellen...

Was für ein tolles Buch bzw. Thriller! Angeline Boulley hat mit ihrem Debutroman im wahrsten Sinne des Wortes ein richtiges Brett hingelegt - auf 560 Seiten kommt im wunderschön gestalteten Gewand ein gewichtiger Schmöker daher, der hoffentlich seinen richtigen Platz in der Welt der Bücher finden wird.
Firekeeper´s Daughther ist nicht nur ein Thriller, sondern auch ein Appell an die Familie, Freundschaft und Loyalität.

Was mir richtig gut gefallen hat, ist das Eintauchen in die reale Welt der Native Americans und ihrer Traditionen und Rituale, aber auch deren Probleme, die sich durch die Jahrhunderte mit den weißen Siedlern aufgebaut haben. Noch immer werden viele Native Americans als Menschen zweiter Klasse im eigenen Land angesehen und als solche behandelt...

Die Zeremonien und Feierlichkeiten sind fester Bestandteil, das tägliche Beisammensein mit den Mitgliedern der Native-Community gehört zum Alltag und ich habe mir oftmals vorgestellt, wie es wohl wäre, dabei sein können. So als völlig untalentierte Tänzerin zum Beispiel. ;-)

Auch das richtige Verständnis für den Umgang mit Mutter Natur und ihren Geschöpfen ist immer wieder Thema, schließlich leben die Native in,  mit und durch die Natur - wir sind nur ein kleiner Bestandteil des großen Ganzen und die Native wissen das.

Angeline Boulley ist Native American vom Bären-Clan und hat sich nicht gescheut, den/die Leser(in) durch das gesamte Buch auch sprachlich mit auf die Reise ihres Clans zu nehmen, was dem Roman viel Authentizität und was besonderes verleiht - am Ende des Romans findet man u.a. ein Glossar, dass die Worte und Redewendungen übersetzt. Als aufmerksame Leserin bin allerdings recht schnell ohne das Glossar ausgekommen und kann die Meinungen einiger Leser nicht ganz nachvollziehen, wo von "Slangsprache" die Rede sein soll?

Am Ende des Buches richtet die Autorin nicht nur die üblichen Danksagungen aus, auch gibt es einiges an Infos, Quellen und historisches Hintergrundwissen für Interessierte. Angeline Boulley hat ein rundum gelungenes Werk erschaffen und ich hoffe, dass man künftig mehr von ihr lesen wird, denn Firekeeper´s Daughter wirkt auf jeden Fall nach und regt in vielen Bereichen zu  Nachdenken an. 
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5/5 Sternen - miigwech.

Kommentare

Buchdoktor kommentierte am 27. März 2022 um 22:15

Tolle Rezension für ein sehr gutes Buch.

^^..^^