Rezension

Fragmentarische Skizzen vom Leben der Menschen eines Hochgebirgsdorfes

Das Glück des Wolfes -

Das Glück des Wolfes
von Paolo Cognetti

Bewertet mit 2.5 Sternen

Sammlung v. Momentaufnahmen: Menschen, die für immer o. eine Saison im Hochgebirge leben – fragmentarisch, skizzenhaft, ziemlich emotionslos

Ich bin von diesem Buch ziemlich enttäuscht, denn ich hatte einen Roman erwartet, zumal der Klappentext hinten wieder falsche Erwartungen weckt: 'Vom Suchen der Stille und dem Finden der Liebe' - ' Eine poetische Liebesgeschichte über das, was uns einander näherbringt.' Das ist wieder mal maßlos übertrieben und fast scheint es, als habe der Urheber dieser Worte das Buch nicht gelesen.

Für mich ist es eine skizzenhafte Ansammlung von fragmentarischen Ausschnitten aus dem Leben von Menschen, die entweder dauerhaft in einem hoch gelegenen Bergdörfchen leben oder sich vom Hochgebirge angezogen fühlen.

Stille? Ja, aber mit Einschränkungen, denn überall hat die Zivilisation Einzug gehalten, auch auf 3.500 m Höhe. Da gibt es eine Hütte mit Photovoltaikanlagen und in der Saison jeden Tag um die 80 Bergsteiger oder solche, die sich dafür halten und meinen, einmal im Leben diesen oder jenen Berg bestiegen haben zu müssen (s. Instagram, Monte Rosa o.a.)

Liebe? Ja, aber nur kurzfristig, dann ist es auch für Silvia schon wieder vorbei und sie hat das kleine Bergdorf schon fast wieder vergessen. Wird es ein gemeinsames Leben mit Fausto geben, mit dem sie eine Zeitlang eine Liebesbeziehung hat?

Wir erfahren ein bisschen dies und ein bisschen das, aber nicht nur, dass viele Fragen offen bleiben – das wäre nicht schlimm – sondern es gibt auch keine Anhaltspunkte, zu denen sich der Leser Gedanken über Beweggründe und Motive machen könnte. Überhaupt finde ich die Personen ziemlich emotionslos und distanziert gezeichnet, mit Ausnahme des alten Gebirglers Santorso.

Was bei Cognetti in den höchsten Tönen gelobt wird, ist die Sprache, die Schilderung der Hochgebirgswelt. Nicht schlecht, ganz gut gelungen, aber in meinen Augen zu hoch gelobt. Wenn ich da noch einmal Passagen von Thomas Mann aus dem 'Zauberberg' lese, dann weiß ich, was eine poetische Sprache und eine hervorragende Schilderung der Bergwelt ist.

Ich persönlich empfehle dieses Buch nicht, weil es mir nicht gefallen hat, aber mir ist durchaus klar, dass es viele gut finden. Also entscheide selbst.