Rezension

Flucht vor der Familiengeschichte

Schallplattensommer -

Schallplattensommer
von Alina Bronsky

Bewertet mit 4 Sternen

Aus Alina Bronskys Feder stammen schon einige schöne Jugendromane, und ich würde auch den vorliegenden in diese Gruppe klassifizieren, wenngleich er sich gut von Lesern aller Altersklassen lesen lässt.

Protagonistin ist die fast siebzehnjährige Maserati, die mit ihrer Oma einen heruntergewirtschafteten Gasthof in einem Dorf vermutlich im Brandenburgischen betreibt. An diesen Ort hat sie sich in selbst gewählte Isolation begeben, um sich und die demente Oma vor der Mutter zu schützen. Die konkrete Familiensituation bleibt mysteriös. Es werden allerdings genug Andeutungen gemacht, um sie sich als Leser zusammenfügen zu können. Und das ist gerade typisch für die Autorin, dass sie den Leser mit manchem allein lässt. So dürfte Maseratis Mutter als ganz junge Frau Sängerin gewesen sein und dann den Fuß in die Welt der Schickeria gesetzt haben. Wegen Vernachlässigung ihrer Kinder wurden ihr diese weggenommen. Maserati selbst scheint ebenso den jungen Männern den Kopf zu verdrehen, einem ehemaligen tauben Mitschüler und zwei frisch zugezogenen Cousins aus reichem Hause. So ziehen sich die Andeutungen über Maseratis Familie und das Gefühlschaos in Maserati wegen der jungen Männer durch das Buch. Viele Situationen beruhen auf Missverständnissen. Die Dialoge sind oft lakonisch. Sehr vielfältig sind die vielfältigen Vornamen, mit denen Maserati von dem einen Cousin belegt wird und die allesamt Namen von Autoherstellern sind.