Rezension

Fesselnder Roman

Die Prüfung -

Die Prüfung
von Nancy Mehl

Bewertet mit 5 Sternen

„...Kaely hatte sich zwei Wochen frei genommen. Am Samstag hatte sie gepackt, am Sonntag war sie aufgebrochen und am Montag nun fast am Ziel...“

 

Der Anruf ihres Bruders Jason hatte Kaely ans Krankenbett ihrer Mutter gerufen. Sie ist an Krebs erkrankt. Doch das Verhältnis zwischen Tochter und Mutter ist schwierig. Kaely arbeitet als Fallanalytikerin beim FBI. Arbeit ist ihr Leben, seit sie mit 18 Jahren das Eltrnhaus verlassen hat.

Die Autorin hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Er vereint einen spannenden Fall mit tiefenpsychologischen Betrachtungen der Protagonisten.

Als Kaely in Darkwater ankommt, hat es gerade wieder einen Brand gegeben. Die örtlichen Behörden gehen von einer falschen Benutzung von Heizgeräten aus. Als aber Kaely einen Blick auf die Brandorte wirft, kommt ihr ein anderer Verdacht. Leider hat sie in Nebraska keinerlei Befugnisse.

Der Schriftstil unterstützt die teilweise rasante Handlung, ermöglicht aber in vielen Gesprächen auch einen Blich in die Gedankenwelt der Protagonisten. So ist Jasons Verhältnis zur Mutter weitaus gelassener als das seiner Schwester. Er erklärt ihr:

 

„...Mom hat ihre eigene Sicht auf die Wirklichkeit. Vor allem jetzt. Wenn du mit dem eigenen Tod konfrontiert wirst, dann kann das schon mal deine Sicht auf die Dinge verändern...“

 

Es geht, wie so oft, auch um die Themen Vergeben und Verzeihen.

Kaely begibt sich während eines Brandes an den Ort des Geschehens. Sie hofft, den Brandstifter zu sehen. Noch ahnt sie nicht, dass ab sofort ihr eigenes Leben bedroht ist.

Ab und an lässt mich die Autorin einen Blick in die Seele des Täters werfen.

 

„...Er lacht. Denn er beherrscht das Feuer. Er beherrscht alles. Und niemand kann ihn aufhalten. Niemand...“

 

Die kurzen Sätze wirken besonders eindringlich. Der Täter weiß, was er will. Und er geht davon aus, dass ihn niemand auf den Schirm hat. Dafür gibt es gute Gründe. Die aber erschließen sich mir als Leser erst viel später.

Kaelys Vorgesetzter schickt Noah, ihren Partner, nach Nebraska zur Unterstützung in einer Drogenermittlung und unterstellt beide der örtlichen FBI – Stelle. Dort haben sie zwar einen Auftrag zu erfüllen, können gleichzeitig die Spur des Brandstifters aufnehmen.

Das aber sorgt bei Kaely für neue Konflikte. Ihr Bruder war davon ausgangen, dass sie sich nun ganz um die Mutter kümmert und nicht dem Beruf den Vorrang gibt. Außerdem scheut sie keinerlei Risiko, wenn es um Ermittlungen geht. Und dann spürt Kaely tief in sich, dass ihr Noah mehr bedeutet als nur ein Partner im Dienst. Damit kann sie – noch – nicht umgehen.

Ihre Fähigkeit, Menschen allein durch ihre Beobachtung einschätzen zu können, wird nicht von jedem akzeptiert. Doch das Leben war eine Harte Schule für sie.

 

„...Menschen tragen Masken, Sir, Ich habe gelernt, dass fast jeder käuflich ist. Vielleicht nicht von Anfang an mit der Absicht, illoyal zu sein...“

 

Kaelys besondere Ermittlungsmethoden ermöglichen ihr, den Fall zu lösen. Dabei geht sie das größtmögliche Risiko ein.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.