Rezension

Fast perfekt

Die Samuraiprinzessin 01 - Der Spiegel der Göttin - Corina Bomann

Die Samuraiprinzessin 01 - Der Spiegel der Göttin
von Corina Bomann

Die Bauerntochter Tomoe lebt ein bescheidenes und bodenständiges Leben, welches von Entbehrungen einer armen Familie im frühen 12.Jahrhundert sowie der Angst vor den scheußlichen Steuereintreiber geprägt ist, und sich durch Demut vor den göttlichen Kräften zwischen Himmel und Erde auszeichnet. Als sie eines Tages von ihrer Mutter in den Wald zum Holzsammeln geschickt wird, wartet dort bereits ein finsterer Geist auf das Mädchen, der ihr eine geheimnisvolle Prophezeiung rund um drei verschollene Throninsignien offenbart und sie als die Erwählte ernennt. Etwas ungläubig kehrt sich nach Hause zurück und muss ein furchtbares Blutbad an ihren lieben Verwandten verkraften, weshalb sie ewige Rache schwört und sich auf den Weg ins Ungewisse macht – die Nachricht des Waldgeistes lässt sie allerdings nie ganz los..

Im ersten Drittel des Romans wurde für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr auf die Bremse gedrückt und sich viel Zeit genommen, um uns Leser behutsam in die Geschichte einzuführen. Was für die einen ein gelungener Einstieg in die Handlung ist, hat mich in meiner Vorfreude auf Tomoe und ihr Abenteuer gehemmt, wodurch ich für die ersten 100 Seiten auch am längsten gebraucht habe.

Dafür haben die restlichen Kapitel mich mit ihren mystischen Elementen und der kurzweiligen Verflechtung von allerlei spannenden Wendungen überzeugt.
Dabei lernen wir auf dem Weg zur Umsetzung der Prophezeiung nicht nur tapfere Mönche und siegeshungrige Krieger des Fürsten kennen, sondern auch übernatürliche Wesen, wie die linkische Kitsune (eine Fuchsfrau), die sehr viel Lebendigkeit in die mächtigen Wälder und Täler gebracht hat und den durchscheinenden Diener des Totengottes Enmas, der mit einer Berührung das Verderben bringen kann und immer in der Nähe der Protagonistin lauert, aber gleichzeitig seine positiven Seiten zur Schau stellt.
Corina Bomann zeigt in diesen Sequenzen wirklich literarische Künste, die eigentlich viel zu schade sind, um nur von Jugendlichen gelesen zu werden. In einigen Kampfszenen geht es auch hoch her und die Krieger für die Gerechtigkeit auf dem japanischen Thron gehen nicht zimperlich bei ihrer Mission vor, sodass es für älteres Publikum durchaus ins Beuteschema passt, schließlich ist der Aufbau auch überdurchschnittlich pfiffig und durch wahre Einflüsse aus dem Leben der japanischen Kultfigur, Tomoe Gozen, unterlegt.

Ich habe mich schon bedeutend schlechter von sogenannten Bestsellern unterhalten lassen und möchte gar nicht ein Jahr warten, bis zur Suche des zweiten Throninsigniums. Glücklicherweise hat die Autorin schon zahlreiche andere Bücher für jede Altersklasse geschrieben und damit werde ich mir die Zeit bis die Samuraiprinzessin erneut in ferne Gebiete ausreitet, gerne versüßen.
Als Hörbuch bzw. -spiel könnte ich mir die geplante Trilogie übrigens auch gut vorstellen, denn mit der Untermalung von asiatischen Klängen, dem Scheppern von Schwertklingen oder einem fröhlichen Kichern der Füchsin wird das alte Japan noch realitätsnaher, obwohl der abwechslungsreiche Schreibstil auch so nicht an Ausdrucksstärke verliert.
Die volle Punktzahl bekommt Frau Bomann von mir, wenn sie es bei der Fortsetzung schafft, das hohe Niveau gleich zu Beginn wieder so bildlich mit japanischem Flair abzurunden und nicht erst eine Vorlaufzeit benötigt.