Rezension

fantastischer Weltentwurf mit vor Überraschungen strotzendem Ende

Traumlos 1: Im Land der verlorenen Seelen (Neuausgabe) - Jennifer Jäger

Traumlos 1: Im Land der verlorenen Seelen (Neuausgabe)
von Jennifer Jäger

Inhalt:
Hailey ist anders als die anderen. Sie hat in ihrem ganzen Leben noch nie geträumt, ein Geheimnis, von dem niemand erfahren darf. Denn Traumlose sind gefährlich, müssen isoliert werden. Im Ernstfall kann Hailey nur auf einen Menschen zählen: ihre beste Freundin Macy, die Himmel und Hölle in Bewegung setzt, Hailey aus den Fängen der Regierung zu befreien. Aus der Anstalt, in der Hailey auf unglaubliche Neuigkeiten gestoßen ist.

Meinung:
Lange Zeit lag „Traumlos“ auf meinem virtuellen SuB. Da nun die zweite Auflage mit mehrfachen Änderungen erscheint, hatte ich die Möglichkeit, das unkorrigierte Vorab-Exemplar zu lesen.

Schon kurz nach dem Prolog hatte mich die Autorin mit der Mädchen-Freundschaft von Hailey und Macy bekannt gemacht. Eine Freundschaft, die ein schwerwiegendes Geheimnis toleriert: Hailey kann nicht träumen. Und ohne Träume kann die Regierung sie nicht bestrafen. Denn wer in Jennifer Jägers erdachter Welt nicht gehorcht, bekommt Albträume zugewiesen. Wer sich gar die Missgunst der Obersten auf sich zieht, indem er sich dieser Kontrolle versucht zu entziehen, wird weggeschafft. Wer den Traumstoff verweigert, wird nachts von den Seelenfressern heimgesucht und stirbt.
Doch bei der neuesten Untersuchung von Haileys Blut wird festgestellt, dass sie sogar Antikörper gegen den Traumstoff produziert, daher eine Gefahr für die Gesellschaft ist. Hailey wird daraufhin in die „Klinik“ gebracht. Ein Ort, von dem bisher niemand zurückgekehrt ist. Dort lernt Hailey Caleb kennen, einen Jungen, der bereits seit 14 Jahren in der Klinik lebt, und mit Hailey sein Wissen und unglaublich klingende Vermutungen teilt.
Ihre beste Freundin Macy setzt in der Zwischenzeit alle Hebel in Bewegung, Hailey zu befreien und riskiert dabei sogar ihre neue Liebe.
Doch wem können die jungen Leute vertrauen? Wer würde ihnen ihre unaussprechlichen Entdeckungen glauben?

Der Weltentwurf der Autorin, Menschen durch Träume zu kontrollieren, hat mir ausgesprochen gut gefallen, war jedoch nur schmückendes Beiwerk. Der eigentliche Fokus lag auf den Beziehungen der Charaktere: sei es die Freundschaft zwischen Hailey und Macy, die allererste Liebe zwischen Hailey und Caleb oder die tiefen Gefühle von Macy und Jules. Durch die wechselnde personale Erzählform wurden alle Charaktere näher beleuchtet. Ab und zu gab es kurze auktorial erzählte Absätze, die die aktuelle Perspektive ergänzten, mich gleichfalls jedoch zum Stocken brachten, wenn man die gewohnte Sicht verlässt.

Erwähnenswert ist auch die Charakter-Mitwirkung an der Geschichte. Die Protagonistin Hailey nimmt zwar den meisten Raum ein, viele wichtige Dinge geschehen jedoch jenseits ihrer Kenntnis, der Leser weiß Bescheid und die Spannung bleibt daher nur auf niedrigem Niveau. Teilweise fand ich die Entwicklungen im zweiten Drittel etwas zu konstruiert, was zu einem kleinen Tief führte. Als sich das Blatt jedoch erneut wendete, später noch ein neuer Charakter hinzukam, konnte mich Jennifer Jäger wieder fesseln – auch wenn die Warnlampe „Liebesdreieck“ schon sehr früh aufleuchtete.

Doch die Autorin überraschte mich mit dem weiteren Verlauf und ließ mich bis zum Ende mit ihren Charakteren fiebern. Ein Ende, das mich komplett überzeugen konnte, auch wenn es sehr offen gehalten ist. Zum Glück kann ich schon bald zu Band 2 greifen.

Urteil:
„Traumlos“ von Jennifer Jäger war ein einziges Auf und Ab: Konnte sie mich zu Beginn völlig mit ihrem Weltentwurf Idee begeistern, war der mittlere Teil ein eher durchschnittliches Lesevergnügen. Die dann wieder stetig ansteigende Spannung, das vor Überraschungen strotzende Ende und die Antwort auf eine meiner ersten Fragen gaben letztendlich den Ausschlag für haarscharfe 4 Bücher.

Die Reihe:
1. Traumlos – Im Land der verlorenen Träume
2. Traumlos – Im Tal der vergessenen Hoffnungen

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