Rezension

Familie, Liebe und der Krieg

Blonder Engel -

Blonder Engel
von Marion Kummerow

Bewertet mit 4 Sternen

Eine junge Frau erkennt langsam was wirklich im dritten Reich passiert und verliebt sich in einen Kriegsgefangenen auf der Flucht.

Der Roman „Blonder Engel“ von Marion Kummerow ist der erste Band der Reihe „Kriegsjahre einer Familie“. Sie umfasst bis jetzt zusammen mit einer Kurzgeschichte insgesamt 12 Teile und dreht sich um die Familie Klausen.

Allerdings ist "Blonder Engel" bis jetzt der einzige Teil der auf Deutsch erschienen ist. Teil 2 soll Anfang 2020 erscheinen.

Im ersten Band geht es um die älteste Tochter Ursula, die 1943 zusammen mit ihrer Mutter und ihren jüngeren Schwestern Anna und Lotte in Berlin wohnt. Ihr Vater und ihr jüngerer Bruder Richard sind an der Ostfront.

Von der Regierung wurde bestimmt, dass Ursula als Kriegsbeitrag als Gefängnisaufseherin arbeitet. Einem Gefängnis, in dem Regimegegner aber auch Kriegsgefangene untergebracht sind. Nach einem Bombenangriff wird das Gefängnis schwer beschädigt und vier Gefangene können fliehen. Ursula entdeckt einen der Flüchtigen, Royal Air Force Pilot Tom Westlake, und schützt ihn nicht nur vor der Entdeckung, sondern hilft ihm auch bei der Flucht.

Ursula glaubt an Hitler und seine Regierung. Sie ist eine gehorsame Bürgerin und tut das was von ihr verlangt wird. Sie glaubt die Propaganda und ignoriert die Gewalt und das Unrecht, das ihr tagtäglich begegnet. Doch nach einem schweren Schicksalsschlag und dadurch, dass sie mit ansehen muss, dass politische Gegner wegen Kleinigkeiten zum Tode verurteilt werden, öffnet sie endlich die Augen für die schreckliche Realität.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Ursula in der 3. Person beschrieben.

Ich finde es sehr schade, dass nicht auch einige Kapitel aus Toms Sicht beschrieben werden. Zwischendurch hätte ich gerne seine Sicht der Dinge gelesen, wie er alles erlebt.

Dadurch, dass der Schreibstil locker und flüssig ist, kann man schnell in die Geschichte eintauchen. 

Man erlebt als Leser wie sich der Alltag in den Kriegsjahren in Berlin abspielt – zwischen Arbeit und Bombenangriff. Wie trotz allem, so etwas wie eine Routine entsteht. Die Koffer stehen an der Tür immer bereit für den nächsten Fliegeralarm. Die Beschreibung dieses Alltags ist der Autorin sehr gut gelungen. Ein weiterer Pluspunkt war die neugierige alte Nachbarin, das hat wunderbar verdeutlicht, dass du selbst deinem Nachbar nicht trauen konntest zu dieser Zeit. 

Die Geschichte an sich hat mir gut gefallen, sie hätte aber durchaus 250 Seiten mehr haben können. Einige Dinge werden doch recht oberflächlich beschrieben und auch die Liebesgeschichte hätte ruhig mehr Raum vertragen. So sind bei mir nicht so richtig die Emotionen rübergekommen. Auch das Ende kam leider viel zu abrupt und lief zu glatt.

Im zweiten Teil geht es dann wohl um die jüngere Schwester Lotte. Schade, dass es nicht direkt bei Tom und Ursula weitergeht.

Fazit: Wirklich tolle Geschichte, der mehr Seiten und etwas mehr Tiefgang gutgetan hätte.