Rezension

Erschreckend real

Die Kinder sind Könige -

Die Kinder sind Könige
von Delphine de Vigan

Bewertet mit 4 Sternen

Mélanie ist ein YouTube Star. Doch anstatt sich selbst, vermarktet sie in erster Linie ihre beiden Kinder. Tagtäglich werden diese über mehrere Stunden gefilmt, mit Spielzeug überschüttet und unterschiedlichen Challenges ausgesetzt. Als die Tochter Kimmy entführt wird, beschäftigt sich die junge Polizistin Clara erstmals mit der Social Media Welt und ist (wie der Leser) schockiert zu sehen, wie weit Eltern für Ruhm, Geld und Anerkennung gehen...
Die Idee, die aktuelle Social Media Problematik anhand eines Entführungsfalles aufzudecken, finde ich sehr kreativ und spannend. Auch wenn das Buch kein klassischer Krimi ist, enthält es doch Element wie ein zunehmender Spannungsbogen und plötzliche Wendungen. Die Auflösung fand ich gut und nicht vorhersehbar.
Die beiden Hauptprotagonistinnen sind beide nicht nur in ihren Berufen gänzlich konträr: Obwohl sie in etwa das gleiche Alter haben, hat Clara keine Ahnung von der Social Media Welt. Diesen Punkt fand ich etwas merkwürdig, da auch sie ja mit diesen Medien aufgewachsen sein muss. Ansonsten fand ich sie aber als Figur interessant und auch die Rückblicke in ihr vergangenes Leben haben mir gut gefallen. Mélanie ist einfach wahnsinnig unsympathisch - um jeden Preis will sie berühmt werden und geht dabei fast über Leichen. Auch die Rückblenden in ihr Leben fand ich sehr interessant, auch wenn ich ihre Denkweise dennoch nicht verstanden habe.
In den letzten Seiten des Romans folgt ein Vorblick auf das Jahr 2031. Diese kurze Sequenz hat mit nicht so gut gefallen und hat der Roman nicht gebraucht. Generell war er nicht spannend und wirkte auf mich irgendwie gewollt.
Im großes und ganzen fand ich den Roman jedoch sehr gelungen und erschreckend aktuell. Man kann sich sehr gut vorstellen, dass es wirklich solche Mütter gibt, die alles tun, um Geld und Ansehen zu bekommen