Rezension

Enttäuschte Erwartungen

Animal
von Lisa Taddeo

Bewertet mit 2.5 Sternen

Mit großen Erwartungen habe ich „Animal“ von Lisa Taddeo zur Hand genommen, wurde es doch von der internationalen Presse in den Himmel gelobt. Auch der Klappentext war vielversprechend. Was dann folgte war eine Achterbahn der Gefühle, die mich enttäuscht zurücklässt.

Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive der Protagonistin Joan, die gelegentlich ein fiktives Du anspricht. Langsam erfährt der Leser in Rückblenden zumeist schockierende Details aus ihrer Vergangenheit, gleichzeitig kämpft sie aber auch mit diversen Problemen in der Gegenwart. Zumeist handelt es sich um Begegnungen und Erlebnisse mit Männern, die allesamt toxisch oder problematisch verlaufen sind. Trotzdem kann sich Joan der Männerwelt nicht entziehen, sondern scheint nahezu angezogen von abstoßenden Männern. Dass Joan in höchstem Maße traumatisiert ist, ist folglich sonnenklar. Das erklärt auch ihren Pessimismus, die Wut und die daraus resultierenden Pauschalisierungen, mit denen der Roman gespickt ist. Insofern erscheint es logisch, dass sich die Protagonistin auf die Suche nach Erklärungen begibt und dazu ihr gewohntes Leben verlässt, um eine für sie wichtige Schlüsselfigur zu finden und für sich zu gewinnen. Die Hoffnung, dass die Protagonistin ihren Teufelskreis aus toxischen Beziehungen und psychischen Problemen verlässt, wird jedoch sehr schnell zunichte gemacht, denn auch auf ihrer Reise begibt sie sich wieder in die Hände von patriarchischen Männern, die sie ausnutzen und von denen sie sich ausnutzen lässt. Auch vor dieser anderen Kulisse geschehen wieder unfassbare Begegnungen und Joan gelingt es nicht, ihre Wut zu verarbeiten. So ist das halboffene und wenig hoffnungsvolle Ende nicht überraschend, aber für den Leser extrem unbefriedigend.

Die Sprache, die Taddeo wählt, ist sachgemäß rau, grob und aggressiv. Das ist zumeist gut nachvollziehbar, da sie die Missstände so eindringlicher gestalten will. Trotzdem ist sie aber durch die ständigen Wiederholungen manchmal einfach nur schwer erträglich.

Der Autorin muss man allerdings lassen, dass sie es meisterlich versteht, Spannung aufzubauen und den Leser an das durchaus unterhaltende Buch zu binden. Dies ist jedoch häufig mit einem Beigeschmack der „Sensationslüsternheit“ verbunden. Denn was bleibt, sind schockierende Pauschalisierungen im Sinne von „Alle Männer sind böse“, „Frauen sind die Opfer einer sexualisierten Männerwelt“ und eine grenzenlose Wut, die jedoch nicht in etwas Positives oder Produktives übersetzt wird. Es fehlt ein nachvollziehbarer Weg, diese verschobenen Machtverhältnisse aufzulösen oder ihnen und den Pauschalisierungen entgegenzuwirken. Taddeos Message bleibt daher  –  zumindest für mich - im Dunkeln.