Rezension

Engel und Monster

Der Verdacht
von Ashley Audrain

Bewertet mit 5 Sternen

Ashley Audrain beschreibt in ihrem Roman den Horror jeder Mutter: Sie erschafft eine Erzählerin, die nicht in der Lage ist, ihr eigenes Kind zu lieben. Dabei hatte sich Blythe auf die Geburt ihrer Tochter gefreut und alles Erdenkliche getan, um sich auf die Mutterrolle vorzubereiten. Das Verhältnis zu Violet ist jedoch von Geburt an gestört und hat Folgen, die bei mir blankes Entsetzen auslösten. Nicht minder schockierend sind die Porträts von Blythes Mutter und Großmutter, die mit der Handlung verzahnt werden.

Während ihr Ehemann sich als Architekt beruflich verwirklicht, fühlt sich Blythe wie jemand, der nur noch körperlich zu funktionieren und die Familie am Leben zu erhalten hat. Dennoch gibt sie sich aus Liebe zu ihrem Mann Mühe, die perfekte Mutter zu sein. Ihre Qualen, Selbstzweifel, Einsamkeit und mörderischen Gedanken, die jede noch so verzweifelte Mutter sofort verdrängen würde, beschreibt die kanadische Autorin eindringlich und schonungslos. Ich spürte, wie diese Versuchung, seine eigene Macht auszunutzen und jemanden mit grausamen Worten oder Taten zu verletzen, in jedem von uns schlummert.

Sie beleuchtet das Thema Mutterschaft in seiner ganzen Bandbreite, vom Gefühl höchster Glückseligkeit bis hin zu den Abgründen, die sich auftun, wenn man sich vor seinem eigenen Kind fürchten muss. Hinter jeder Seite witterte ich neues Unheil und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Für alle Frauen, ob mit oder ohne Kind, absolut lesenswert!