Rezension

Eine Reise durch Leben und Sterben

Abschied von Hermine
von Jasmin Schreiber

Bewertet mit 5 Sternen

„Abschied von Hermine“ ist nach ihrem grandiosen Roman „Marianengraben“ Jasmin Schreibers erstes Sachbuch. In diesem nimmt sie uns mit auf eine Reise durch das Leben – von seiner Entstehung, über den Alterungsprozess, das Sterben und den Tod an sich bis hin zum Thema Trauer. Auf dieser Reise begleitet uns irgendwie auch Hermine, Jasmin Schreibers Zwerghamsterdame. Für mich als ehemalige Hamsterhalterin ein Pluspunkt und einer, der auch für die eine oder andere Träne sorgte.

Die Autorin hat eine besondere Art zu schreiben - ihr gelingt die perfekte Balance aus Wissensvermittlung, Humor und persönlicher Note. Als studierte Biologin haben alle ihre Erklärungen Hand und Fuß, sind aber auch für Laien gut verständlich und werden durch ihre witzigen Zeichnungen noch illustriert und aufgelockert. Die Sprache ist bildhaft, klar und stellenweise auch ungemein lustig. Wer also eher auf extrem textlastige Sachbücher voller Schachtelsätze und Fachbegriffe steht, wird hier definitiv nicht fündig werden.

Den Rest erwarten spannende Anekdoten aus der Natur, so zum Beispiel über die Königin der Nacktmulle, das widerstandsfähige Bärtierchen oder unsterbliche Quallen. Mit Absicht lenkt die Autorin dabei den Blick auf Arten, die sonst nicht unbedingt zu unseren Lieblingstieren zählen und erstaunt uns mit interessanten Fakten. Wussten Sie zum Beispiel, dass Nacktmulle echte Superheld*innen sind, die überdurchschnittlich alt werden, einen Krebsschutz in ihren Zellen haben und noch dazu schmerzunempfindlich sind? Nein? Ich auch nicht.

„Abschied von Hermine“ umfasst viele wissenschaftliche Passagen, in denen es einiges zu lernen gibt: von Biologie und Genetik zu Kultur und Religion und den jeweiligen Begräbnisritualen. Ein wenig gruselig wird es, wenn sie sich mit all den Tierchen beschäftigt, die nach unserem Ableben unseren Körper aufsuchen. Und auch Persönliches kommt in diesem Buch nicht zu kurz. Trotz ihrer Beschäftigung mit dem Thema, macht auch der Autorin das Sterben immer noch Angst. Auf der anderen Seite ist da für sie aber der Gedanke, dass alles Leben letztendlich nur durch Sterben fortbestehen kann – und das finde ich sehr tröstlich. Einziger Kritikpunkt des Buches? Es ist viel zu schnell zu Ende!