Rezension

Eine Reise durch die Zeit mit nur einer Konstanten

Zum Paradies
von Hanya Yanagihara

Bewertet mit 3 Sternen

Ich muss zugeben: Romane, die einen gewissen Seitenumfang aufweisen, schrecken mich nicht ab, sondern im Gegenteil. Sie faszinieren mich, fordern mich nahezu heraus. So viele Seiten bedeuten immer auch so viele Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen, eine Epoche, Generationen um Generationen, deren Geschichte weitergetragen wird, deren Erbe sich in der nächsten wiederfindet, all ihre Fehler, all ihre Errungenschaften. Und doch ist man nach zwei Generationen vergessen, das Opfer nicht mehr sichtbar, der Leidensdruck passé und der Erfolg der neue Standard.

All das kommt in Hanya Yanagiharas neuestem Werk "Zum Paradies" zum Tragen. Gekonnt werden drei Geschichten verflochten, die ähnlich sind und doch so anders, die Epochen durchbrechen, authentisch sind und voller Widersprüche.

1893: David, der Spross einer reichen Familie, soll endlich heiraten, doch arrangierte Ehen können doch nicht passen, wenn man wirklich die Liebe sucht?

1993: Ein junger Hawaianer liebt einen älteren Mann inmitten einer neuen Krankheitswelle mit Namen AIDS.

2093: Die Erde sieht sich den Folgen des Klimawandels ausgesetzt und eine junge Frau kämpft sich durch ihre Ehe.

Der Stil ist speziell, die Sätze lang und Handlung voller Details. Die Geschichte erzählt alles und nichts und jedes Kapitel ist intensiv. Mich persönlich hat der Roman nicht vollends erreichen können, denn die Reflexionen, die sich über Seiten erstrecken, sind nicht so reichhaltig und divers, dass es mich begeistern könnte. Ich spüre zwar die Emotionalität und ich mag ausschweifende Beschreibungen, jedoch verliert es sich in diesem Fall oft in Belanglosigkeiten. Dabei hat mich die Namensgebung komplett verwirrt und ich hatte Schwierigkeiten, permanent der Handlung zu folgen. Ein wuchtiger Roman mit langatmigen Momenten, den ich Fans empfehlen kann.