Rezension

Eine Qual im Stile von Twilight

Obsidian 01. Schattendunkel - Jennifer L. Armentrout

Obsidian 01. Schattendunkel
von Jennifer L. Armentrout

Bewertet mit 1 Sternen

Einige Worte zum Inhalt

Katy zieht mit ihrer Mutter vom sonnigen Florida in ein Dorf in West Virginia. Als ihre Mutter sie überredet, bei den Nachbarn zu klingeln, um neue Freundschaften zu schließen, begegnet sie dem umwerfend gutaussehenden, unfreundlichen Daemon, der sie vom ersten Augenblick an fasziniert. Und der ein Geheimnis in sich trägt, das Katys Weltbild auf den Kopf stellt.

Meine Meinung

Über zehn Stunden ist es lang, das Hörbuch zu Obsidian. Und immer wieder hätte ich mein Handy am liebsten frustriert in die Ecke gepfeffert. Ich habe mich wohl etwas von den allzu positiven Stimmen beeinflussen lassen. Dass es eine Liebesgeschichte geben würde, wusste ich von vornherein, auch dass viele YA-Klischees erfüllt werden, doch damit habe ich in meiner Naivität nicht gerechnet. Tut mir ja leid, aber wie ist dieses Buch zum Bestseller geworden? Ach, was wundere ich mich überhaupt – schließlich hat auch Twilight mehr als genügend Fans gefunden.

Fand ich es anfangs noch höchst spannend, in die Welt der Buchbloggerin Katy einzutauchen, so endete diese Begeisterung bereits nach wenigen Kapiteln. Denn sobald der gute Daemon (erkennt ihr die Parallele zu Dämon? Geschickt, was?) die Bildlfäche betritt, dreht sich Katys Leben einzig und allein um ihn. Und um seine smaragdgrünen Augen. Oh, und habe ich schon seinen perfekten Körper mit dem stahlharten Sixpack erwähnt und dass er ein unerträgliches, stereotypes Arschloch ist? Dass Katy sich trotzdem zu ihm hingezogen fühlt, muss ich wahrscheinlich gar nicht erst ausführen. Er demütigt und verletzt sie und trotzdem klebt sie schließlich wieder wie eine Fliege im Spinnennetz an ihm fest und behauptet trotz ihrer niemals endenden Schwärmerei, dass sie ihn hasst. Daemons Schwester Dee erschien mir die ganze Zeit über wie eine obligatorische Beigabe, die die Autorin nur hinzugedichtet hat, um einen Grund zu haben, weshalb Katy und Daemon in Kontakt bleiben. Denn warmgeworden bin ich mit der Freundschaft der beiden Mädchen nicht.

Natürlich kann ich es mir nicht sparen, einige Worte zu Katy loszuwerden. Sie ist das altbekannte unsichere Mädchen, das sich wie ein Pingpongball erst in die eine, dann in die andere Richtung schlagen lässt und dabei unerlässlich lamentiert. Ihr größtes Charaktermerkmal ist ihre Charakterschwäche. Mit ihrer Naivität, ihrem kindischen Trotz und ihrem Gekusche, ihrer nicht vorhandenen Durchsetzungsfähigkeit und ihrem sich immerzu wiederholenden Er-ist-so-ein-Arschloch-aber-so-heiß-und-ich-hasse-ihn-so-sehr-Gejammer hat sie mich zur Weißglut getrieben. Ja, Katy, wir haben es verstanden Seine Augen sind smaragdgrün, er sieht aus wie ein junger Gott und er behandelt dich wie den letzten Dreck. Und jetzt hör auf, so verdammt devot zu sein!

Makelloses Gesicht. Toller Körper. Ätzendes Verhalten – die heilige Dreieinigkeit scharfer Typen.

Der Plot ist überaus schwach. Neben kaum zu übersehenden und sich häufenden Plotholes dreht sich die Handlung fast auschließlich um das ermüdende Hin und Her zwischen Katy und Daemon. Dass das Ganze stark an Twilight erinnert, kann nicht von der Hand gewiesen werden. Die Enthüllung von Daemons Geheimnis (immerhin nach mehr als der Hälfte der Hörzeit) kam nicht überraschend, war aber dennoch das Interessanteste an der ganzen Geschichte. Der einzige Part, der mich fesseln konnte, auch wenn es nicht leicht war, über die bereits genannten Plotholes  hinwegzusehen. Es ist, als würde man über eine Straße fahren, die wie ein Schweizer Käse von Schlaglöchern gespickt ist.

Der Schreibstil der Autorin ist okay, jedoch nichts Besonderes und voll von unnötigen Wiederholungen. Smaragdgrüne Augen und so. Die können sich übrigens je nach Stimmung des Charakters auch verdunkeln und sind durch Daemons dichte Wimpern oft gar nicht zu sehen. Wirklich faszinierend. Sorry, aber … nein, einfach nur nein.

Ich war sehr enttäuscht von dem Buch und die Fortsetzungen werde ich mir definitiv sparen, denn so viel Geschnulze und diese monströse Anhäufung von Klischees und Logikfehlern ertrage ich nicht vier weitere Bände lang. Oh, und damit ich es nicht vergesse: Daemon hat smaragdgrüne Augen. Nur damit das nochmal klar ist.

Was ich allerdings ausdrücklich loben muss, ist die Sprecherin des Hörbuchs. Merete Brettschneider hat eine süße, angenehme Stimme, die sehr gut zu Katy passt. Ich habe die Audible-App für mich entdeckt und konnte so problemlos die Geschwindigkeit, die mir zu gering war, anpassen, sodass sie für mich genau perfekt war. Es war meine erste Erfahrung mit Audible und ich muss sagen: Ich werde nun im Alltag wesentlich öfter zu Hörbüchern greifen. Besonders toll fand ich auch die Möglichkeit, in der App einen Einschlaftimer zu stellen. Nun muss ich mir nur noch überlegen, welches Hörbuch es als nächstes sein soll. Irgendwelche Empfehlungen?

Fazit

Stereotype Charaktere. Löchriger Plot. Überall Klischees – die heilige Dreieinigkeit schlechter Bücher. Daemon hat übrigens smaragdgrüne Augen. Wer smaragdgrüne Augen mag, sollte dieses Buch unbedingt lesen.