Rezension

Eine Geschichte vom Fliegen - Toller Roman über starke Frauen in den 70er Jahren

Freiflug -

Freiflug
von Christine Drews

Bewertet mit 5 Sternen

"Freiflug" - ein authentischer, bewegender Roman, der anhand der Geschichte von Rita und Katharina die Rolle der Frau in den 70er Jahren an einem spannenden Thema aufzeigt

"Freiflug" von Christina Drews ist im Mai 2021 als Hardcover mit 352 Seiten im DuMont Buchverlag erschienen.

Zum Inhalt: Katharina Berner, jüngste Tochter einer gutsituierten, konservativen Unternehmerfamilie hat dem Elternhaus getrotzt und Jura studiert. Sie ist Anwältin in einer Kanzlei mit lauter männlichen Kollegen, und ständig werden ihr Steine in den Weg gelegt. Der Plan, sich selbständig zu machen, scheitert zunächst, da Katharina keinen Vermieter findet, der seine Räumlichkeiten einer AnwältIN zur Verfügung stellen möchte. Da wird sie von Rita Maiburg um rechtlichen Beistand gebeten. Rita ist Pilotin und möchte bei der Lufthansa arbeiten, wird aber abgelehnt, weil sie eine Frau ist. Die beiden Frauen nehmen den Kampf gegen die Gesellschaft und für die Gleichberechtigung der Frau auf ...

Meine Meinung: Autorin Christine Drews zeichnet ein sehr authentisches Bild der Rolle der Frauen in den 70er Jahren.

Als besonders gelungen empfinde ich die Kombination aus Realität und Fiktion , das wurde hier zu einer emotional sehr bewegenden, oft wütend und sprachlos machenden Geschichte verwoben.

Es werden einige Mißstände der Gesellschaft in den 70er Jahren in die Handlung eingeflochten, und als Leser kommen da so einige Erinnerungen hoch (wenn man ein gewisses Alter hat ;)

Die Protagonistinnen Katharina und Rita haben mir sehr gut gefallen und ihr Kampfeswille hat mich wirklich beeindruckt. Ganz unterschiedlich aufgewachsen verfolgen sie beide ein großes gemeinsames Ziel und setzen sich voll und ganz dafür ein.

Rita und Katharina stammen aus absolut gegensätzlichen Elternhäusern und auch daran kann man schön erkennen, wie die Entwicklung fortgeschritten ist. Die Unternehmerfamilie Berner will ganz traditionell für ihre Töchter einen standesgemäßen Ehemann und am Besten gar keine Arbeit, während im Hause Maiburg Rita ihre Träume verwirklichen konnte und ihre Eltern alles getan haben, um ihr die Erfüllung dieser zu ermöglichenn.

Einerseits ist es toll zu sehen, wie die Entwicklung der Gesellschaft im Hinblick auf die Rolle der Frau in den letzten 50 Jahren vorangeschritten ist, andererseits wird aber auch deutlich, das auch heute noch keine echte Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern erreicht ist und dass es bisweilen sogar Rückschritte gibt. Fraglich ist, ob sich das durch das Gendern bessert, welches ich persönlich bisher als vollkommen überflüssig erachte...

Die Lektüre führt dem Leser wunderbar vor Augen, wie rückständig die Werte und Ansichten in den 70er Jahren größtenteils noch waren, das macht wütend und fassungslos zugleich - diese Ansichten gehören ins abergläubische Mittelalter, nicht in eine moderne Gesellschaft...Da wird man selbst fast noch zur Feministin ;)

Ein stimmiges und wichtiges Buch, das sehr authentisch geschrieben ist und mir ausgesprochen gut gefallen hat!