Rezension

Eine ganz persönliche Trauerbewältigung

Betreff: Falls ich sterbe
von Carolina Setterwall

Bewertet mit 4.5 Sternen

In diesem autofiktionalen Buch erzählt die Autorin eine besondere und bewegende Geschichte. Ehemann Aksel sendet eines Tages eine Mail mit dem Betreff: "Falls ich sterbe". Die Mail enthält die wichtigesten Passwörter und Dokumente. Was keiner ahnen kann: ein paar Monate später stirbt Aksel tatsächlich an Herzversagen, eines Nachts, unbemerkt im Bett. Was dies mit seiner Frau macht, wie sie die Trauer bewältigen kann und was in ihr während dieser schweren Zeit vorgeht, kann man in diesem Buch lesen. Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal nach dem Tod von Aksel, und dann enthält die Geschichte aber auch viel aus der Vergangenheit des Paares, das erste Kennenlernen, Reisen, gemeinsame Wohnung und schließlich auch die Geburt ihres Sohnes.

Ich finde es immer sehr schwierig ein Buch zu bewerten das so persönlich geschrieben wurde und dann noch so ein traumatisches Thema behandelt. Ich ziehe den Hut vor jedem, der so eine ganz persönliche Geschichte mit einer großen Leserschaft teilt. Der Schreibstil ist leicht verständlich und eher distanziert geschrieben, dennoch blitzen immer wieder Augenblicke durch, die sehr emotional geschrieben sind. Und ich verstehe auch diese gewisse Distanz, denn es muss eine große Überwindung sein überhaupt mit so einem Thema die Geschichte zu beginnen. Die Geschichte handelt zum großen Teil um die Trauerbewältigung, um den Umgang mit dem Tod, wie unterschiedlich die Reaktionen ausfallen von der Familie, von Freunden, Bestattern und sogar Ärzten! Teilweise war ich wirklich entsetzt und schockiert wie gerade vom "Fachpersonal" mit einer leidenden Person umgegangen wird! Aber es gibt nicht nur negative Erfahrungen in der Zeit der Trauer, auch sehr viel Zusammenhalt und Stärke erfährt Carolina von Familie und Freunden, die sie immer wieder aufbauen und unterstützen wo sie können!

Der Zweig in der Vergangenheit liest sich meiner Meinung nach auch etwas distanziert, vielleicht liegt es daran, dass hier immer wieder große Zeitsprünge in der Handlung sind und die Themen so nicht wirklich vertieft werden, was ich oft schade fand! Ausserdem hatte ich oft den Eindruck es liegt auch an der Persönlichkeit des Paares. Carolina erwähnt einmal, dass beide nicht sehr emotionale Menschen sind und das merkt man im Buch immer wieder. So kann ich auch nicht immer hundert Prozent ihre Entscheidungen nachvollziehen. Andererseits finde ich es unglaublich toll wie ehrlich die Autorin alles schreibt und nichts beschönigt wird.

Am Ende muss ich sagen, dass ich das Buch gern gelesen habe und auch interessant fande, ich aber nicht so sehr an die Protagonisten rangekommen bin wie ich erst vermutet habe. Ich habe auch mit Carolina mitgelitten, aber es konnte mich nicht ganz so berühren wie ich dache, was am eher distanzierten Schreibstil lag. Trotzdem kann ich das Buch weiterempfehlen, wenn einen die Thematik Trauerbewältigung interessiert.