Rezension

Eine fantastische Idee mit oberflächlicher Umsetzung

Die Mitternachtsbibliothek -

Die Mitternachtsbibliothek
von Matt Haig

Bewertet mit 3 Sternen

In Matt Haigs Roman "Die Mitternachtsbibliothek" nimmt sich die depressive Nora aus Verzweiflung unter anderem über ihren Jobverlust und den Tod ihres Katers das Leben - und landet nicht in Himmel oder Hölle, sondern in der titelgebenden Bibliothek. Dort bekommt sie die Chance, zahlreiche andere Versionen ihres Lebens auszuprobieren. Es handelt sich um Variationen, die eingetreten wären, wenn sie an dieser oder jener Stelle eine andere Entscheidung getroffen hätte.

Die alternativen Leben decken eine ganze Bandbreite von banal über abenteuerlich bis gewöhnlich-schön ab. Die relativ kurzen Kapitel lesen sich dabei sehr schnell und recht unterhaltsam.  An Fantasie fehlt es Matt Haig jedenfalls nicht, die Grundidee ist toll und die Schilderung der Bibliothek detailreich. Die sehr emotionale Sprache und der Stil erinnern mich an Jugendbücher, leider nicht im positiven Sinn.

Dem Buch fehlt es an Tiefgang. Noras Depression soll zwar in ihrer anfänglichen Verzweiflung zum Ausdruck kommen, verschwindet dann aber ganz schnell. Matt Haig kratzt kaum an der Oberfläche von Noras Charakter, ich kann ihre Gefühle deshalb oft nicht nachvollziehen. Manche Stellen wirken auf mich dann auch unfreiwillig komisch und übertrieben melodramatisch.

Für mich ist dieser Roman eher nichts, aber vielleicht kann ich am ehesten diese Empfehlung aussprechen: Wer gern als zauberhaft beschriebene Bücher liest und eine kurzweilige, aufmunternde Lektüre mit ein bisschen Dramatik sucht, der wird in der Mitternachtsbibliothek fündig.