Rezension

Eine Bibliothek besteht nicht nur aus Büchern

Die letzte Bibliothek der Welt -

Die letzte Bibliothek der Welt
von Freya Sampson

Bewertet mit 5 Sternen

Einfühlsame, gefühlvolle und mitreißende Geschichte

Raus aus der Komfortzone! Dies ist wohl das zentrale Thema dieses Buches. Nach der Krankheit und dem Tod ihrer Mutter, hat sich die schüchterne June in ihrer Welt eingeigelt. Ein Zuhause voller alter Erinnerungen, ein Job in der örtlichen Bibliothek, kaum private Kontakte. Erst als die Bibliothek geschlossen werden soll, merkt June nach und nach wie wichtig diese Einrichtung und vor allem sie selbst für viele Leute im Ort ist. Und als ihre Chefin sie als Komplizin bei der Hochzeit ihrer Tochter einspannt, wird June klar, dass ihr Leben vielleicht doch nicht so ist, wie sie gedacht hatte.

Dieses Buch hat mich vor allem interessiert, da es um eine Bibliothek – also um Bücher– geht. Sonst lese ich eher wenig Romane dieser Art. Doch dieses Buch konnte mich wirklich fesseln. Ich habe beim Lesen so viel mehr entdeckt, als eine Geschichte über eine Bibliothek.

June war für mich keine einfach Protagonistin. Sie ist extrem schüchtern und ängstlich und steht sich sehr oft selbst im Weg. Ich wollte sie gerne immer wieder anschreien, dass sie endlich den Mund aufmachen und zu sich stehen soll. Immer wieder macht sie einen Rückzieher, hat Selbstzweifel und es kommt unweigerlich zu Missverständnissen. Was mich aber vor allem dazu verleitet hat das Buch weiterzulesen, ja was mich geradezu durch die Seiten gesaugt hat, waren die Nebenfiguren.

Die Mischung der Nebenfiguren ist wirklich toll gelungen. Alte und junge Menschen, jene mit Migrationshintergrund und alt eingesessene Einheimische. Das sorgt für Spannung und auch lustige Momente. Alle werden sie von der Autorin mit ganz eigenen Problemchen und Bedürfnissen geschildert. Sie wirken realistisch und erhalten auf einfühlsame Weise sehr unterschiedliche Charaktere. Besonders Stanley und Chantal haben mir super gut gefallen.
Auch wenn es recht viele Figuren mit Dialog gibt, kann man diese immer gut unterscheiden. Die Charaktere spiegeln sich auch in der Sprache deutlich wider.

Da die Handlung hauptsächlich in der Bibliothek oder in der kleinen Ortschaft Chalcot spielt, sind die Schauplätze überschaubar. Sie werden anschaulich beschrieben, rücken aber zu keiner Zeit zu sehr in den Vordergrund. Das Buch konzentriert sich sehr stark auf die Beziehungen der Figuren und das Innenleben von June. 
Zwar gibt es einige aufregende Szenen (vor allem für June), doch insgesamt verläuft die Handlung eher ruhig. Trotzdem wurde mir beim Lesen nie langweilig. Ich habe mitgefiebert, ob eine Aktion zur Rettung der Bibliothek gelingt und June angefeuert, sie möge endlich über ihren Schatten springen. Das Buch flog einfach so dahin.

Fazit:
Eine einfühlsame, manchmal auch traurige Handlung, eine tolle Mischung aus verschiedensten Figuren und ein Ende, das alles wunderbar abrundet. Dies alles und noch so viel mehr enthält dieses Buch. Man kann eine persönliche Lehre daraus ziehen oder einfach die schöne Geschichte genießen. In jedem Fall sollte man sich auf dieses tolle Debüt einmal einlassen!