Rezension

Eine berührende Reise ins Polen der 1980er

Im Wasser sind wir schwerelos -

Im Wasser sind wir schwerelos
von Tomasz Jedrowski

Bewertet mit 5 Sternen

Als Ludwik am Ende seines Studiums für einige Wochen zu einem Ernteeinsatz aufs Land fährt, begegnet er dort Janusz und ist sofort wie verzaubert. Es ist nicht das erste Mal, dass er sich zu einem anderen Jungen hingezogen fühlt, und als sich der Ernteeinsatz dem Ende zuneigt, beschließt er, im Anschluss mit Janusz gemeinsam für eine Weile wandern zu gehen.

Die Gefühle, die sich zwischen den beiden jungen Männern entwickeln sind tiefer, als Ludwik zu hoffen gewagt hatte; und dennoch kann er sie nie in vollen Zügen ausleben, denn Homosexualität ist im Polen der frühen 1980er Jahre alles andere als gerne gesehen. Auch die politische Lage zu jener Zeit stellt Janusz und Ludwik vor eine harte Probe - denn während Janusz sich vollkommen in das System voller Ungerechtigkeiten einzufügen vermag, ist für Ludwik klar, dass der einzige Ausweg in der Flucht in den Westen besteht.

Erzählt wird die Geschichte Ludwiks und Januszs Jahre später, als Ludwik sich im selbstgewählten Exil in den USA befindet. Die Tragik der Beziehung der beiden ist von Anfang an offensichtlich, und dennoch (oder gerade deshalb?) kann man gar nicht anders, als mit Ludwik mitzuhoffen und mitzutrauern. Die Zeit des Umbruchs, in die er hineingeboren wurde, wäre auch ohne seine Homosexualität schon alles andere als einfach; und dass er einen Jungen liebt, hebt das Maß seiner inneren Zerissenheit noch auf eine viel höhere Ebene. Denn es ist klar, dass die Beziehung der beiden geheim bleiben muss, vor der Öffentlichkeit und auch vor gemeinsamen Freunden. 

Die Atmosphäre des Romans hat mich bereits auf den ersten Seiten überwältigt; die Tragik und der Schmerz Ludwiks sind sehr eingängig und nachvollziehbar beschrieben. Man kann sich gut hineinfühlen in seine Lage, in seine schmerzliche, zum Scheitern verurteilte Liebe und in seinen Wunsch, nicht länger in die engen Grenzen eines kommunistischen Systems, das für große Teile der Bevölkerung nur sehr schlechte Arbeits- und Lebensbedingungen bereithält, hineingezwängt zu werden.

Ludwik hat mir als Protagonist sehr gut gefallen und nimmt den Leser schnell für sich ein. Auch den Schreibstil mochte ich sehr gerne. Insgesamt ein Buch, das mir sicher noch eine Weile im Gedächtnis bleiben wird und das ich sehr gerne weiterempfehle!