Rezension

Eine außergewöhnliche Geschichte

Nothing Left for Us -

Nothing Left for Us
von Alice Oseman

Inhalt:

Als Jahrgangsbeste ist es für Frances wichtig, jeden Tag für die Schule zu lernen, um nicht zurückzufallen. Es zieht sie an die Eliteuniversität Cambridge. Dieses Vorhaben hat für sie die höchste Priorität. Ausgleich zum Stress findet sie in ihrer Leidenschaft, dem Zeichnen von Fanarts zu ihrem Lieblingspodcasts „Universe City“.

Eines Tages passiert etwas Unglaubliches. Frances mag ihren Augen kaum trauen, als sie plötzlich eine Nachricht von „Universe City“ auf Twitter empfängt, in der sie gefragt wird, ob sie vielleicht Visuals für eine neue Folge des Podcast erstellen möchte. Frances hat zwar aufgrund ihrer Ambitionen keinerlei Zeit für Hobbys, doch diese Chance kann sie sich einfach nicht entgehen lassen. Sie sagt zu.

Bislang kannte noch keiner den Podcaster, der hinter „Universe City“ steckt. Dieses Geheimnis soll auch den Reiz der Show ausmachen. Doch durch einen Zufall kommt Frances ihrem Idol näher. Bei diesem handelt es sich um Aled. Aled, der beste Freund von Daniel. Frances hat sich schon immer gefragt, was diese beiden charakterlich so unterschiedlichen Menschen zusammengeführt hat. Denn Daniel ist das genaue Gegenteil von Aled. Er teilt sich mit Frances den Posten des Schülersprechers und denkt nicht lange über das nach, was er sagt. Er ist überhaupt nicht feinfühlig bei seiner Wortwahl.

Aled hingegen ist still und unscheinbar. Als Frances ihn von einer Party nach Hause bringt, kommen sich beide näher. Beide merken, dass der jeweils andere ein paar schräge Vorlieben und Hobbys hat. Frances merkt bald, dass sie sich in Aleds Gegenwart frei, unbeschwert und verstanden fühlt. Es entsteht eine Freundschaft in einer Intensität, wie sie weder Aled noch Frances zuvor gekannt haben.

Als dann aber von einem Tag auf den anderen Aleds Podcast viral geht und sein größtes Geheimnis, nämlich das, wer hinter „Universe City“ steckt, auffliegt, droht sowohl für Aled, aber auch bald für Frances eine Welt zusammenzubrechen.

 

Meinung:

Alice Oseman erzählt in ihrem neuesten Roman „Nothing Left for us“ eine Geschichte über zwei Außenseiter, die sich über ihre gemeinsame Liebe zu einem Podcast kennenlernen.

Beeindruckend ist vor allem die Charakterzeichnung der Figuren. Hier gibt es zum einen die Protagonistin Frances, die alles dafür tut, um in der Schule die Klassenbeste zu bleiben. Dieses Ziel hat für sie höchste Priorität, führt aber zu einem von wachsendem Leistungsdruck beherrschten Alltag.

Diesen gleicht Frances mit dem Hören ihres Lieblingspodcastes „Universe City“ aus. Ganz nebenbei zeichnet sie hierzu Skizzen und veröffentlicht sie auf Tumblr. Als plötzlich kein geringerer als der Podcaster von „Universe City“ auf Frances aufmerksam wird, verändert sich für diese plötzlich ihr ganzes Leben.

Aled hat einige Geheimnisse. So möchte er Frances zum Beispiel auf keinen Fall in die Nähe seiner Mutter lassen. In seinem Kleiderschrank hat er eine Menge Nerdklamotten, die er aber nie trägt. Und dann gibt es noch Aleds besten Freund Daniel. Die Gegensätze zwischen den beiden Freunden könnten größer nicht sein. Zudem hat Aled auch noch eine Zwillingsschwester. Das Mädchen, in das Frances einst verliebt war und das von einem Tag auf den anderen von Zuhause weglief. Niemand wusste warum.

Aber auch die Randfiguren sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet und machen neugierig. Besonders gefallen hat mir z.B. die Mutter von Frances, die mit ihrem Einhornhausanzug am Abend vor dem Fernseher Games of Throne schaut und immer für ihre Tochter da ist, um sie in ihren Vorhaben zu unterstützen.
Oder auch die merkwürdige Klassenkameradin von Frances. Raine, die Frances ohne Grund und ohne die Situation zu hinterfragen vor den anderen in Schutz nimmt, wenn diese merkwürdige Fragen stellen oder Frances emotional in die Ecke treiben.

Im Fokus des Romans steht der Podcast „Universe City“, den Aled im Geheimen betreibt und dessen Folgen Frances mit ihren Zeichnungen schmücken darf.
Die Geschichte von „Universe City“ ist eine futuristischen Phantasie. Hier geht es um einen androgynen Studierenden, der einen Anzug trägt und als Detektiv einen Ausweg aus der monsterverseuchten Sci-Fi-Universität sucht. Immer wieder werden auch in den Roman kurze Stellen von „Universe City“ eingebaut, die der Leser mitverfolgen kann und ihn in das Podcastgeschehen mitnehmen.

Auch in ihrem neuen Roman geht es Alice Oseman um Perspektiven auf Diversität und Heterogenität. Denn wie bereits Heartstopper und Loveless ist auch Nothing Left for Us wieder eine selbstbewussten Erwiderung auf heteronormative Strukturen.

Wichtig ist Osemann auch stets der Wert der Freunde; schlechte und gute Freunde, die Freundschaft zwischen Mann und Frau und die oft wechselvolle Biografie von Freundschaften.

„Hör auf deine eigene Stimme“, lässt Alice Oseman auf das Cover schreiben. Mit der Selbstbestimmtheit ihrer Protagonisten schafft sie es zu formulieren, wie sie sich das Leben vorstellt. Manchmal benötigt es allerdings Fingerspitzengefühl und Mut, die innere Stimme zu finden und ihr zu vertrauen. Und nicht immer ist es einfach einen neuen Weg zu gehen.

Alice Oseman schreibt intensiv, sie schreibt berührend.

 

Fazit:

Alice Oseman liefert mit „Nothing Left for Us“ einen herrlich nerdigen und unglaublich unterhaltsamen Blick auf das Leben. Getragen wird der Roman von zwei Jugendliche, deren Ansichten und geheime Leidenschaften äußerst unkonventionell sind.

Die Autorin erzählt von der Verwirklichung und Verteidigung von Jugend- und Lebensträumen, oft gegen die schmerzhafte, banale Realität, in der sich ihre Protagonistinnen wiederfinden.

Die Darstellung von Diversität in jeglicher nur erdenklicher Form ist ein Anliegen, das die Autorin bereits in der Vergangenheit verfolgte. Diese bezaubernde Diversität, die uns unsere Welt zu bieten hat, trägt auch diesen Roman.

Ich empfehle dieses Buch daher Lesern, die auf der Suche nach einer wirklich außergewöhnlichen Geschichte sind.