Rezension

Einblick in Frankreichs Kochtöpfe im 19. Jahrhundert

Die Köchin - Lebe deinen Traum
von Petra Durst Benning

Bewertet mit 4 Sternen

Erst dachte ich ja, dass diese Reihe in der Gegenwart stattfindet - auf dem Klappentext und auf den ersten Seiten weist nichts darauf hin, dass "Lebe deinen Traum" eben doch ein historischer Roman ist. Zudem war die Sprache so modern, dass man auch später, wenn man die Zeitspanne kennt, nicht merkt, dass die Story vor über 120 Jahren, ab 1880, am Canal du Midi in der Nähe von Carcasonne angesiedelt ist. Ich hätte mir eine an die Zeit angepasste Sprache gewünscht. 

Fabienne liebt es mit ihrer Mutter zu kochen und die Schiffer zu verköstigen. Doch bald schon steht sie allein am Herd und wird immer unglücklicher. Nicht wegen dem Kochen, nur wegen den Umständen. So wundert es auch nicht, dass sie sich bald auf und davon macht. 

Bis dahin plätschert der Roman vor sich hin. Erst als ein zweiter Erzählstrang beginnt, der sich um eine "Flamencotänzerin" dreht und sich Fabienne mit ihr anfreundet, wird die Geschichte temporeicher. Ab da konnte ich dann den Roman auch kaum mehr aus der Hand legen.

Fabienne kommt ziemlich rum im Lande und gemeinsam mit ihr lernen wir die Geschichte der kochenden Frauen in Frankreich kennen. Das Land ist berühmt für ihre Champagner-Witwen, aber dass damals Frauen und Mütter, die "mères", für ihre Küche bzw. Restaurant bekannt waren und ausgezeichnet wurden, war mir nicht bekannt. 

Alles rund ums Kochen fand ich sehr interessant, auch alles Historische rund um den Kanal. Andere Dinge konnten mich aber nicht überzeugen. Jemand, der bloss ein paar Wochen Flamencounterricht genommen hat, ist nicht in der Lage vor Publikum aufzutreten und regelmässig schon mal gar nicht. Da mag die Begabung noch so gross sein, das ist schlicht nicht möglich in so kurzer Zeit. Die Figur der "Tänzerin" ist eh schwierig. Anfangs mochte ich sie, doch dann ganz schnell nicht mehr. Ich bin gespannt, ob ihr ihre Art nicht bald im Wege steht und zum Verhängnis wird. 

Zum Glück ist Fabienne um einiges sympathischer und auch viele ihrer Weggefährten sind interessante Figuren. 

Trotz meiner Kritikpunkte habe ich Fabienne gerne auf ihren Fahrten auf dem Kanal, auf der Aude und auf sämtliche anderen Reisen begleitet und litt und fieberte an bestimmten Stellen mit ihr mit. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und ob ihre Träume und Wünsche eines Tages in Erfüllung gehen. 

Fazit: Ereignisreicher Auftakt und unterhaltende Reise durch Frankreichs Küchen mit "Mademoiselle bon appétit".  
4 Punkte.