Rezension

Ein wunderbar poesievolles Lesevergnügen

Und ich leuchte mit den Wolken
von Sophie Bichon

Meine Meinung:

 

Intensiv, Emotional und Poetisch - so beschreibt der Verlag "Und ich leuchte mit den Wolken" von Sophie Bichon. Und diese 3 Wörter könnten dieses Schmuckstück nicht besser beschreiben. Seit Sophie ihre neue Reihe angekündigt hat, habe ich auf den ersten love-is-love-Teil gewartet, denn ich finde es unfassbar schön, dass sie jeder Art von Liebe einen Schauplatz gibt, denn die Welt ist bunt und genauso darf es auch das Liebesleben sein. Diese Einstellung vertritt übrigens auch Lilou, um die es in diesem Band geht und die mir, zusammen mit Mignon sehr ans Herz gewachsen ist.

 

Beschrieben werden die Sichtweisen beider Protagonisten aus der Ich-Perspektive. Mitten im Kapitel haben diese dann auch gewechselt, aber das hat mich nie gestört, da man eher längere als kürzere Abschnitte zu lesen bekommen hat. Der Schreibstil der Autorin ist wahnsinnig poesievoll, in ihren Worten steckt so viel mehr als nur die Bedeutung eines einfachen Wortes, sodass dieses Buch nicht leichtfertig wegzulesen war. Ich wollte jedes einzelne Wort, auch die zwischen den Zeilen, quasi in mich aufsaugen und dabei habe ich gemerkt, dass ich viel mehr beim Lesen nachgedacht habe, als ich es sonst mache. Die Handlung selbst ist wunderschön und einzigartig und auch wenn nicht viel abenteuerliches passiert, waren die eingebauten Szenen perfekt auf die beiden Protagonisten abgestimmt und harmonierten ideal miteinander.

 

Auf etwa 450 Seiten verteilen sich 21 Kapitel sowie das Nachwort. Allerdings ist das Buch noch einmal in mehrere kleine Abschnitte geteilt, die jeweils mit einem Zitat eingeleitet wurden. Diese passten auch immer zum Inhalt der nachfolgenden Kapitel, aber es gibt jetzt keine richtige Unterteilung wie z.B. "davor" oder "danach". Die Zitate haben einfach die Poesie in diesem Buch noch einmal verstärkt und mich auf die kommenden Szenen mental vorbereitet.

 

Da die Geschichte in Frankreich spielt, hat die Autorin auch mehrere französische Phrasen eingebaut, die entweder aus dem Zusammenhang verständlich waren oder nochmal zum Verständnis übersetzt wurden. Das fand ich persönlich wirklich gut, denn entweder überliest man es sonst oder man wird immer wieder durchs Übersetzen unterbrochen, sollte man diese Sprache nicht zumindest teilweise sprechen.

 

Das Cover selbst ist ja ein absoluter Traum, oder etwa nicht? Die Farben, die Aufmachung und das Gesamtbild passen einfach perfekt zum Thema und dem Feeling. Ich bin verliebt! Und für alle Buchliebhaber, denen es wichtig sein könnte: Der Buchrücken ist ziemlich stabil, sodass ich trotz der Fülle des Buches und dank vorsichtigem Lesen keine Leserillen bekommen habe.

 

Jetzt habe ich ziemlich viel drum herum geredet, aber kommen wir zu den beiden Frauen, die diese Geschichte erst mit Leben gefüllt haben - Lilou und Mignon. Lilou ist 18 Jahre alt und gerade frisch mit dem Abitur fertig. Aufgrund ihres Hintergrundes zieht es sie nach Paris und alles was sie wollte, war eigentlich sich selbst und nicht ihre große Liebe zu finden. Aber das Leben ist nicht immer so, wie man es sich vorstellt und die Liebe kommt wohl meistens unverhofft, n'est-ce pas? Lilou ist bunt und eine wahre Frohnatur, sie erhellt den Raum mit ihrer Ausstrahlung und ist einfach ansteckend mit ihrem Wesen. Aber irgendwo in ihrem Inneren ist sie auch verloren und auf der Suche nach ihrem Lebenssinn.

 

Mignon hingegen steht schon mitten in ihrem Leben, arbeitet mit 23 bei einer modernen Zeitschrift und könnte eigentlich nicht gefestigter in ihrem Leben sein. Und vor allem ist sie sich eines recht sicher: Sie ist hetero. Aber dann tritt dieser Wirbelsturm von einer Frau in ihr Leben und plötzlich ist nichts mehr so wie es scheint. Zwischen ihrem eigenen Gefühlschaos, muss sie sich auch noch mit den gesellschaftlichen Erwartungen auseinander setzen, die Zweifel in ihr wecken, und eigentlich brennt da auch noch eine kleine Flamme in ihr, die ihr sagt, dass ihr Lebenstraum ganz woanders liegt. Mignon ist eher stark und rationaler veranlagt, sie schottet sich eher ab, als auf andere zuzugehen. Trotzdem war sie sehr sympathisch und vor allem Lilou und Benoit haben das Beste aus ihr herausgekitzelt!

 

Die Beiden könnten wirklich nicht unterschiedlicher sein, aber aus diesem Grund passen sie auch so perfekt zueinander. Ich meine, Gegensätze ziehen sich an, oder?

 

In diesem Buch geht es um Pansexualität und ich habe mich schon häufiger gefragt, wie Menschen, die diese Sexualität haben, empfinden beziehungsweise wie sie Menschen im Allgemeinen wahrnehmen. Und es ist wunderschön und normal zugleich. Obwohl "normal" schon wieder so ein blödes Wort ist, denn wer oder was ist schon "normal"? Jeder Mensch ist bunt und laut und einzigartig und genauso ist auch die Geschichte von Lilou und Mignon.

 

Ich denke ich habe jetzt genug gesagt, aber eins muss ich noch loswerden: Ich kann euch dieses Buch aus tiefstem Herzen empfehlen, denn es ist einfach wundervoll und absolut lesenswert.