Rezension

Ein verdammt guter Start der Eberhardt & Jarmer Reihe

Die siebte Zeugin -

Die siebte Zeugin
von Florian Schwiecker

Bewertet mit 4 Sternen

Den ersten Band rund um den Berliner Anwalt Rocco Eberhardt und den Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer konnte ich mir keinesfalls entgehen lassen.
Wenn man sich näher mit den beiden Autoren Florian Schwiecker und Michael Tsokos befasst, dann wird einem klar, mit was für einem interessanten und zugleich faszinierenden Kriminalroman man hier betraut wird. Noch faszinierender sind nur die Autoren selbst.
Man sollte sich allerdings von vornherein darüber im klaren sein, dass es sich hier um einen Justiz Krimi handelt, ergo spielen dabei die Ermittlungen eine verdammt große Rolle.
Wer damit nicht zurecht kommt, sollte besser die Finger davon lassen.

Den Schreibstil empfand ich als ungemein einnehmend und fließend. Wodurch ich verdammt gut voran kam.
Ich mag ja die Krimis von Herrn Tsokos schon total gern. Aber hier brilliert er fast noch mehr mit seinem Wissen.
Von allem steht am meisten Rocco Eberhardt im Fokus, was mir persönlich unglaublich gut gefallen hat. Er erhält nicht nur verdammt viel Tiefe, sondern man kommt ihm auch auf menschlicher Ebene sehr nahe. Nicht zuletzt deswegen, weil sein häusliches Umfeld sehr gut beleuchtet wird.
Und ich mag einfach seine ganze Persönlichkeit unglaublich gern.
Nikolas Nölting und auch Dr.Justus Jarmer fand ich sehr interessant in ihrer Persönlichkeit, sie blieben mir jedoch etwas zu blass, um sie wirklich näher beleuchten zu können. Das fand ich leider etwas schade, da hätte man vielleicht noch mehr herausholen können.
Insgesamt sind die Charaktere jedoch sehr authentisch, greifbar und mit Leben gefüllt.

Der erste Fall hat mir ungemein gut gefallen.
Zumal in den Raum gestellt wird, ob man wirklich Böse sein muss, um einen Mord begehen zu können.
Faktisch ist nicht immer alles schwarz oder weiß, gerade die Nuancen dazwischen machen es so viel tragischer und menschlicher.
Wir bekommen es mit einem Fall zutun, der nicht so einfach ist, wie es scheint.
Was treibt einen unbescholtenen Bürger dazu, kaltblütig einen Mord zu begehen?
Obwohl tatsächlich die Motive und einfach das Dahinter sehr schnell klar waren, so minderte das keinesfalls die Spannung.
Denn den beiden Autoren gelingt es dennoch ,die ein oder andere Wendung herbeizuführen, die mich ziemlich überrascht haben.

Die Ermittlungen waren in meinen Augen ziemlich gut ausgearbeitet und auch mit der Familie Nölting verbanden mich unheimlich tiefe Emotionen.
Denn hier gibt es so viel Schmerz, Angst und Verzweiflung, dass man die Augen nicht davor verschließen kann. Gerade als Mutter geht einem das nahe.
Doch kann die Justiz das auch?
Ich fand es extrem spannend und informativ. Nicht nur wie kontrolliert und brillant alles durchdacht war. Sondern auch wie die tragische Seite immer mehr ans Licht kam.
Das mit einer Eindringlichkeit, das einem ganz anders wurde.
Auch Rocco Eberhardts eigenes Leben gab mir einiges zu denken.
Besonders dahingehend erhoffe ich mir noch einiges mehr. Ebenso wie von Jarmer.
Beide sind mir jedoch schon jetzt unglaublich sympathisch.

Das Ende hat mich ziemlich bewegt und besonders was angeteasert wird, schürt immens die Neugier auf mehr.
Es ist kein Kriminalroman der vor Blut und Gewalt nur so strotzt.
Es geht tiefer, wird persönlicher ,psychologischer und vielleicht hat es mir gerade deswegen auch so gut gefallen.
Es geht um Schicksale und es geht darum, wie weit man bereit ist zu gehen, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gibt.
Es geht darum, dass man nicht von vornherein etwas verurteilen kann, ohne die Hintergründe zu kenne. Denn diese fast noch schmerzlicher und intensiver, als der Mord selbst.

Fazit:
“Die siebte Zeugin ” ist der erste Band rund um den Berliner Anwalt Rocco Eberhardt und den Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer.
Mir hat er unglaublich gut gefallen.
Besonders weil dieser Fall jenseits von Gut und Böse liegt und gerade daher umso mehr die Gemüter erhitzt.
Sehr spannend, sehr faszinierend und interessant.
Florian Schwiecker und Michael Tsokos beweisen, dass man auch ohne viel Blut und Gewalt einen Kriminalroman zu Papier bringen kann, der durchgängig beschäftigt und verdammt an die Nieren geht.
Unbedingt mehr davon.