Rezension

ein unkonventioneller Rechtsanwalt - seine Art ist tatsächlich gegen alle Regeln...

Pirlo - Gegen alle Regeln -

Pirlo - Gegen alle Regeln
von Ingo Bott

Bewertet mit 3.5 Sternen

unterhaltsame, außergewöhnliche Schreibweise; tolle Gerichtsszenen. Leider gefiel mir das Clan-Milieu nicht und auch der Schluss hat mich unbefriedigt zurückgelassen.

3,5 Sterne

Rechtsanwalt Dr. Anton Pirlo verliert seinen renommierten Job bei einer großen Kanzlei. Die Anfrage zur Vertretung der reichen Witwe Marlene von Späth, die verdächtigt wird, ihren Ehemann umgebracht zu haben, holt ihn aus seiner Lethargie.
Mit Hilfe der jungen Anwältin Sophie Mahler arbeitet er rund um die Uhr an dem Fall, doch ein Freispruch scheint aussichtslos.
Und dann sind da noch Pirlos Brüder, denen er mit viel Geld aus der Patsche helfen soll - also muss er den Fall unbedingt gewinnen!!

Meine Meinung:
Der Schreibstil ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig; die Sätze sind eher abgehakt und sehr kurz und die Sprache ist teilweise sehr derb. Aber eigentlich macht genau dieser Stil den Charme des Buches aus. Man kann sagen, dieser ist "rotzig".
Leider sind die vielen Zeitsprünge nervig und sollen wohl die Spannung für die Verhandlung steigern. Meiner Meinung nach hätte man aber die Geschichte einfach chronologisch aufbauen können, das hätte der Spannung bestimmt keinen Abbruch getan.

Die Personen sind gut gezeichnet; Pirlo ist ungewöhnlich, arrogant, und kommt aber nicht besonders sympathisch rüber. Sophie hingegen ist sehr schlau und empathisch. Die Unterschiede zwischen den beiden sind gewaltig, und genau deshalb ergänzen sie sich so gut.
Und der Untertitel "Gegen alle Regeln" trifft genau ins Schwarze, denn Pirlo und Sophie verhalten sich mehrmals kriminell, was man von Verteidigern eigentlich absolut nicht erwartet, denn wenn das rauskommt, sind sie ihre Zulassung los und haben selbst ein Verfahren am Hals...

Zusätzlich zum Fall gibt es noch den Nebenschauplatz Clan-Milieu, denn Pirlo kommt aus einer eingewanderten Libanesen-Familie, und konnte als einziger aus dem Familienbusiness ausbrechen. Er wandelt somit auf einem schmalen Grat zwischen den Welten, will mit dem Clangeschehen und der Kriminalität nichts zu tun haben (nicht umsonst hat er wohl den Beruf Strafrechtsanwalt gewählt) , anderseits sind die Familienbindungen in ihm zu stark verwurzelt und auch sein Verhalten lässt oftmals erkennen, dass er aus diesem Milieu nicht wirklich raus kam.
Leider gefiel mir dieser Teil ob der Derbheit und der Klischees so gar nicht und auf den Fall hatte es auch keinerlei Auswirkungen bzw. hätte man einen Teil auch anders regeln können, da hätte es die Clan-Geschichte nicht unbedingt gebraucht.

Dafür gab es tolle und spannende Szenen vor Gericht und eine realistische Verhandlung bzw. sind die Gerichtsszenen glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt - die Auflösung bestimmt auch - jedoch mag ich in Büchern keinen offenen Schluss, der mich absolut unbefriedigt zurücklässt...

Fazit:
Spannende und interessante Gerichts-Szenen und unterhaltsamer Schreibstil; für mich persönlich hätte es das Clan-Milieu jedoch nicht gebraucht die Auflösung lässt mich auch unglücklich zurück, daher 3,5 Sterne.