Rezension

Ein tiefer Blick in die Seele

Aus der Mitte des Sees -

Aus der Mitte des Sees
von Moritz Heger

Bewertet mit 5 Sternen

Lukas und Andreas, beide um die 40, sind unter ihren Mitbrüdern die jüngsten in der Benediktinerabtei. Während Andreas mit Juli eine Familie gründet, hinterfragt Lukas sein Dasein. Am besten gelingt ihm das am und im See, da verbringt er seine freie Zeit. 

Er sitzt am morschen Steg, betrachtet Xaver, den neuen Erdenbürger. Sein ehemaliger Mitbruder Andreas hat ihm das Familienfoto geschickt – Andreas, Juliane und Xaver, das Baby. Hier erzählt Lukas über das „Leben in Fülle“, wie der Film heißen soll, den sie über ihn drehen wollen. Seit 16 Jahren ist er nun im Kloster, er erinnert sich an Almut. Betrachtet die wunderbaren Bilder, die Alban hier alle gemalt hat. Lässt den Leser teilhaben an seinen Gedanken, lässt sehr tief blicken. 

14 Tage begleiten wir ihn, er trifft Sarah, die so natürlich ist – wie eine Schwester. Sie geht im nicht mehr aus dem Sinn. Er windet sich, schweift ab, erzählt dann doch alles. Kehrt sein Innerstes nach außen. Zeigt, wie verletzlich er ist. Weiß selbst nicht, wohin er will. Die Tage am Steg lassen viele Gedanken zu. „Kann man das leben, mit dem Zölibat?“ 
 
Es sind sehr tiefe Empfindungen, ehrliche Gedanken, die nichts leugnen wollen. Hier am See und in der Mitte des Sees findet er zu sich, findet Antworten. Wir sind hier zwar im Kloster, das auch einen Flügel mit den unterschiedlichsten Gästen unterhält, das Augenmerk richtet sich jedoch auf Lukas und seine Sinnsuche.

Einen sehr behutsamen Blick gewährt Moritz Heger seinen Lesern auf die Fülle des Lebens, das ein Leben in Fülle ist. „Hier ist nicht die Seemitte… aber ich bin mittendrin.“  Ein sehr feinsinniges Buch, das noch lange nachhallt.