Rezension

Ein Telefongespräch

Kaschmirgefühl
von Bernhard Aichner

Bewertet mit 3 Sternen

Gottlieb ruft Marie an. Sie inseriert eine Sex-Hotline in der Zeitung und er ruft sie an, um sich mit ihr zu unterhalten. Er erzählt ihr die tragische Geschichte von sich und einem Lottogewinn, dem Treffen mit einer jungen Selbstmörderin und anderen tragischen Ereignissen seines Lebens. Sie hört ihm zu, zunächst misstrauisch, doch immer neugieriger darauf, wie die Geschichte enden wird.

Die Geschichte wird über dieses mehrmals unterbrochene Telefongespräch erzählt, dass sich von 20.15 Uhr bis 05.46 Uhr abspielt. Wir sind live dabei, wie sich Gottlieb, der sich zuerst als Joe vorstellt, mit Marie spricht, die in ihm zunächst einen gewöhnlichen Kunden vermutet, aber sich immer mehr auf ein tieferes Gespräch einlässt. Das hat mich fasziniert, denn die Geschichte erzählt sich nur durch die Unterhaltung der beiden.

Mehr und mehr ließ mich allerdings Gottliebs Erzählungen am Wahrheitsgehalt seiner Geschichte zweifeln. Zu viele wirklich merkwürdige Vorfälle bei seinem Kennenlernen mit der jungen Frau namens Marie ließen mich innerlich aufstöhnen und zweifelnd den Kopf schütteln. Das hat mir die Geschichte ein wenig madig gemacht, auch wenn ich an der Auflösung interessiert war. Am Schluss wird zwar alles aufgelöst, doch die Geschichte nahm mich nicht von Anfang bis Ende mit.

Eine interessant erzählte Geschichte, die allerdings mit ihren 188 Seiten, auf denen nur das Gespräch zwischen Gottlieb und Marie aufgeführt ist, sehr schnell zu lesen ist. Durch die unglaubwürdige Geschichte, die Gottlieb erzählt, fühlte ich mich allerdings ein wenig veräppelt. Geht so.