Rezension

Ein sympathischer Bösewicht

Die seltsame Berufung des Mr Heming - Phil Hogan

Die seltsame Berufung des Mr Heming
von Phil Hogan

Bewertet mit 5 Sternen

William Heming ist ein freundlicher, unauffälliger, sehr erfolgreicher Immobilienmakler. Doch er hütet ein Geheimnis: Immer wenn seine Kunden einen Schlüssel ihres Hauses bei ihm abgeben, fertigt William eine Kopie davon. Inzwischen verfügt er über eine ansehnliche Sammlung von Schlüsseln. Mit ihnen schleicht er sich in Abwesenheit der Bewohner in deren Häuser. Dort stöbert er, schaut, liest, isst eine Kleinigkeit, nimmt eine Trophäe mit. Dann allerdings eskaliert die Situation, als William nämlich mehr aus Versehen einen Mord begeht und ihm die Polizei auf die Schliche zu kommen droht. Ist William, der bei seinen Schnüffeleien niemals Spuren hinterlassen hat, vielleicht der perfekte Mörder?

 

Dieser Roman ist der erste des Autoren, einem Journalisten, der auf Deutsch erschienen ist. Es ist ein spannender Psychothriller. Im Plauderton, den Leser immer wieder direkt ansprechend, erzählt der Protagonist in der Ich-Perspektive von seinem abartigen Hobby. Ihn, der eigentlich ein Bösewicht ohne jegliches Unrechtsbewusstsein ist, muss der Leser einfach sympathisch finden. Ja, der Leser wird sogar zu Williams Komplizen. Das darstellerisch umzusetzen, ist schwierig, dem Autoren aber gut gelungen. Sicherlich spielt dabei eine Rolle, dass sich William auch als eine Art Moralapostel bzw. Wächter über die Stadt ansieht und andere Missetäter abstraft sowie auch die Liebe eine Rolle spielt, wenngleich auch nur so lange, wie ihm die Frauen nicht zu nahe kommen. Die Erzählweise ist etwas sprunghaft. Immer wieder wird bruchstückhaft auf rätselhafte Vorfälle in Williams Kindheit und Jugend zurückgeblendet, bei denen die Verwicklung von William selbst offen bleibt. Das ist natürlich so gewollt, hebt es doch noch einmal die Spannung. Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass das Buch voll von englischem, rabenschwarzem Humor ist.

 

Eine ohne Einschränkungen zu empfehlende Lektüre.