Rezension

Ein spannender, gut durchdachter und erschreckend bildlicher Thriller!

Jigsaw Man - Der tote Priester -

Jigsaw Man - Der tote Priester
von Nadine Matheson

Bewertet mit 5 Sternen

,,Jigsaw Man – Der tote Priester“ ist der zweite Thriller von Nadine Matheson, der am 25. Februar 2022 im Lübbe-Verlag erschienen ist. Ihr Erstlingswerk ,,Jigsaw Man – Im Zeichen des Killers“, welchen ich im August 2020 gelesen habe, hat mir zwar auch gut gefallen, jedoch finde ich diesen Thriller um einiges besser. Die Autorin hat den Plot meiner Meinung nach geschickter und durchdachter aufgebaut, besonders die Protagonisten wurden sehr gut dargestellt und charakterisiert. Jeder einzelne, besonders aber Anjelica Henley hat mir diesmal noch besser gefallen. Sie ist Detective Inspector bei der Londoner Serial Crimes Unit (SCU), die sich nach einem besonders schweren Fall langsam erholt hat. Obwohl es ihr deutlich besser geht, zerrt der traumatische Einsatz aus der Vergangenheit weiterhin an ihren Nerven. Um diesen Teil besser zu verstehen, empfehle ich deshalb vorher den Vorgänger zu lesen, als ihr Leben erneut vom „Jigsaw Man“ Peter Olivier bedroht wurde.

Ihr besonders scharfsinniger Verstand zeigt auf der Arbeit eine knallharte Ermittlerin, das Wohlergehen ihrer Kollegen ist ihr zu jeder Zeit sehr wichtig. In ihrer Rolle als Mutter blüht sie privat deutlich auf, dessen Rolle sie dank brutaler Morde erneut nicht ausreichend übernehmen konnte. Ich konnte ihre Gefühle, Gedanken und Handlungen während den Kräfte zerrenden Ermittlungen zu jeder Zeit sehr gut nachvollziehen. Auch aus ihrem Privatleben hat sie mich an ihren Gedanken und ihrem Gefühlschaos teilhaben lassen, sodass sie insgesamt eine sehr authentische und lebendige Protagonistin ist. Die Beziehung zwischen ihr und ihrem Ehemann nimmt einen kleinen Teil der Geschichte in Anspruch, was ich nicht als störend empfunden habe. Mit ihrem Partner Detective Ramouter erging es mir, obwohl er weniger Raum eingenommenen hat, genauso. Beide Charaktere sind interessant, sympathisch und besitzen ordentlich Tiefe.

Die permanent angespannte und geheimnisvolle Atmosphäre und vor allem aber die sehr detaillierten Beschreibungen der Tatorte und natürlich der Opfer haben während des Lesens für unheimlich klare Bilder gesorgt. Für Zartbesaitete mit schwachem Magen könnte dieses erzeugte Kopfkino schon für den einen oder anderen Brechreiz sorgen, mir haben diese Beschreibungen jedenfalls sehr gut gefallen. Die schlimmen und grausamen Torturen der Opfer werden in separaten Kapiteln erzählt und auch diese haben für eine Menge Gänsehaut gesorgt. Einige Fragen, ob hier religiöse Fanatiker am Werk sind, die den Teufel persönlich aus den Opfern heraustreiben wollen und vor allem, wie weit der brutal ermordete Pastor in der Sache mit involviert war, haben mich lange Zeit beschäftigt. Die Vergangenheit des Pastors wurde mit der Zeit gründlich durchleuchtet, wo erschreckendes ans Tageslicht erscheint. Gefolterte Menschen mit psychischen Erkrankungen und der ermordete Heilige ergeben auf den ersten Blick zwei Stränge, zum Ende hin wurde ich nach zahlreichen Rätselversuchen meinerseits mit einem überraschenden und unvorhersehbaren Ende überrascht, welches der Autorin hervorragend gelungen ist. Einige Male wurde ich geschickt auf falsche Fährten geführt, mit dem wahren Täter und dessen Motive habe ich überhaupt nicht mit gerechnet.

Es wird hauptsächlich aus den Perspektiven von Henley und Detective Ramouter erzählt, zwischendurch konnte ich wie erwähnt das Leiden der Opfer miterleben. Der Thriller ist deshalb angenehm und abwechslungsreich gestaltet, die Handlung wechselt zwischen den zu lösenden Fällen und Einblicken in das Privatleben der Ermittler. Ein flüssiger, gut lesbarer, bildlicher, authentischer und spannender Schreibstil hat deshalb auch für einen schnellen Lesefluss gesorgt. Der Titel ,,Der tote Priester" ist nicht so ganz richtig, da es sich hier die ganze Zeit über um einen toten Pastor handelt. Diesen Fehler kann ich Nadine Matheson aber problemlos verzeihen, da sie mich mit einem brillanten Thriller, der einen genialen Plot enthält, unheimlich spannend unterhalten hat.

Von Anfang an war ich mittendrin, der logischen Handlung konnte ich die ganze Zeit über gut folgen. Der Pastor, der in seinen heiligen Wänden brutal ermordet wird und das dort zufällig gefundene, anfangs zu Tode geglaubte Opfer, sind nur der Anfang einer brutalen Mordserie. Es gab einige Verdächtige, die mir präsentiert wurden und auch die dazu passenden Motive erschienen auf den ersten Blick logisch. Doch in diesem Thriller ist nichts, wie es auf den ersten Blick scheint, was mir besonders gut gefallen hat. Was alle Opfer am Ende tatsächlich miteinander verbindet und was ein entführtes Baby mit all den grausamen Fällen zu tun hat, lässt in einen tiefen und ganz kranken Abgrund blicken. Eine Menge kaltblütige und unnötige Morde, dessen Auflösung mich unerwartet geschockt hat. Auch das Thema Rassismus, welches geschickt eingearbeitet wurde, hat mir gut gefallen. Von mir gibt es diesmal ganz klare, verdiente fünf Sterne!