Rezension

Ein Sommer, den man nicht mehr vergisst

Hard Land -

Hard Land
von Benedict Wells

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sommer 1985 in der Kleinstadt Grady im US-Bundesstaat Missouri: Samuel Turner (15) ist ein schüchterner Außenseiter, der von seinen Mitschülern gemieden wird. Sein Kumpel Stevie ist gerade weggezogen, seine Schwester Jean ist schon länger aus dem Haus. Der Vater, Joseph, ist seit Längerem arbeitslos. Zudem hat Sam damit zu kämpfen, dass seine Mutter Annie unter einem Hirntumor leidet. Wie soll er bloß die langen Ferien rumbringen? Da kommt es ihm gerade recht, dass das örtliche Kino eine Aushilfe sucht. Sam findet dort nicht nur einen Job, sondern auch drei Freunde. Es beginnt ein unvergesslicher Sommer...

„Hard Land“ ist ein Coming-of-Age-Roman von Benedict Wells.

Meine Meinung:
Die Struktur ist wohl durchdacht. Der Roman besteht aus fünf Teilen - ebenso wie das gleichnamige, aber fiktive Werk, das in der Geschichte behandelt wird. In dem Gedichtband dreht es sich unter anderem um die angeblich 49 Geheimnisse von Grady. Genau so viele Kapitel hat folglich Wells Roman. Diese Verknüpfung finde ich sehr gelungen, zumal das fiktive „Hard Land“ auch dem Genre Coming of Age zuzuordnen sei, heißt es in dem Roman. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Sam.

Stilistisch ist der Roman der Jugendsprache nachempfunden, ohne jedoch zu vulgär oder salopp zu sein. Starke Dialoge machen das Geschehen lebhaft. Sehr angetan bin ich von den kreativen Wortneuschöpfungen und den tollen Sprachbildern. 

Als gelungen empfinde ich außerdem die Darstellung der Figuren, die nicht stereotyp angelegt sind. Mit Sam steht ein sympathischer Protagonist im Vordergrund. Er kommt authentisch rüber. Seine Entwicklung habe ich gerne verfolgt. Auch die übrigen Charaktere wirken lebensnah und besitzen psychologische Tiefe. 

Der Stoff des Romans ist weder neu noch einzigartig. Dennoch habe ich mich beim Lesen der etwas mehr als 300 Seiten nicht gelangweilt, denn der Autor schafft es zu berühren, ohne ins Kitschige abzudriften. Es geht um die großen, universellen Themen wie Liebe, Freundschaft, Familie, Trauer und natürlich alle Aspekte des Erwachsenwerdens - eingebettet in eine Hommage an die 1980er-Jahre mit vielen Referenzen zu Musik, Film und Lifestyle dieser Zeit. Immer wieder sind lebenskluge Sätze eingestreut, die zum Nachdenken anregen. 

Die Handlung bietet nur wenige Überraschungen, ist aber durchweg stimmig. Im letzten Teil wird die Story inhaltlich ein wenig schwächer. Das schmälert meinen positiven Gesamteindruck aber kaum, zumal der Autor am Ende sogar Selbstironie beweist.

Das Cover ist hübsch. Wie bei einigen anderen Büchern des Verlags erschließt sich mir das Motiv jedoch nicht. Der Titel wiederum ist äußerst passend.

Mein Fazit:
„Hard Land“ von Benedict Wells ist ein Roman, der mich sowohl emotional bewegt als auch trefflich unterhalten hat.