Rezension

Ein Roman mit einer beeindruckenden Welt und einer interessanten Grundidee

Der Zorn des Oktopus -

Der Zorn des Oktopus
von Dirk Rossmann

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt: Die Welt im Jahre 2029. Das Klima ist vollends gekippt, die daraus entstehenden katastrophalen Folgen sind real. Dies hat auch Konsequenzen für die Organisation der Staaten: Diese haben sich in einer Klima-Allianz formiert, die versucht, zu retten, was noch möglich ist. Hoffnung birgt ein Quantencomputer, der gerade entwickelt wird. Doch kurz vor seiner Fertigstellung häufen sich irritierende Unregelmäßigkeiten im Projekt, etwas scheint vertuscht zu werden und plötzlich wird der Computer, der nicht nur für noble Zwecke benutzt werden kann, gestohlen…

Persönliche Meinung: „Der Zorn des Oktopus“ ist ein Roman von Dirk Rossmann und Ralf Hoppe. Erzählt wird er meist in eher kurzen Kapiteln von einem allwissenden Erzähler, der unterschiedliche Perspektiven einnimmt. Im Fokus stehen dabei die Perspektiven von Thomas Pierpaoli, einem Beamten, und Ariadna, einer Sängerin, die sich in humanitären Hilfsaktionen engagiert. Beide sind eher unfreiwillig in den Dunstkreis des Quantencomputers gekommen und versuchen nun, den Quantencomputer wiederzubeschaffen und dadurch seine nicht-intendierte Nutzung zu verhindern. Interessant an „Der Zorn des Oktopus“ ist die erschaffene Handlungswelt und ihre Organisation: Die Klimakatastrophe ist eingetreten, die G3 (USA, China und Russland) haben die UNO verlassen und die Klima-Allianz gegründet, deren Ziel die Umkehrung des Klimawandels ist. Einher mit der Klima-Allianz, der nach und nach (fast) alle Staaten beigetreten sind, geht eine gesteigerte Globalisierung und Zentralisierung der (Welt)Organisationsstruktur, wodurch ein interessantes Zukunftsszenario entworfen wird, das auch angedeutete Elemente einer Dystopie beinhaltet. Weniger ausführlich ausgestaltet als die Handlungswelt sind die auftretenden Figuren. Diese bleiben weitestgehend blass und oberflächlich. Eine Ausnahme bilden hier einige humorvolle Nebenfiguren, die Witz und Leben in die Handlung bringen. Der Erzählstil des Romans ist sehr detailliert. Zu Figuren (auch den „kleinsten“ Nebenfiguren) und Orten werden viele Informationen aufgeführt, die das Erzähltempo drosseln und die Handlung aufgebläht wirken lassen, weshalb man beim Lesen stellenweise einen langen Atem besitzen muss. Diese Informationen, die oftmals keine weitere Relevanz für den Fortgang der Handlung besitzen, führen leider dazu, dass keine typische „Thriller-Spannung“ aufkommt. Im letzten Drittel des Romans wird das Tempo allerdings noch einmal angezogen und auch die Spannung nimmt zu: Hier mausert sich „Der Zorn des Oktopus“ zu einem modernen Spionagethriller mit einer schönen Portion Action. Eine besonders interessante Rolle nimmt dabei der Quantencomputer ein, dessen wahres Potential hier aufgedeckt wird. Der Schreibstil changiert zwischen zwei unterschiedlichen Modi: Zu Beginn dominiert ein eher journalistisch-berichtender Stil mit wenigen Dialogen. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr wird literarisch erzählt. Insgesamt ist „Der Zorn des Oktopus“ ein Roman, der mich etwas zwiegespalten zurückgelassen hat: Die entworfene, leicht dystopische Welt ist beeindruckend, die Grundidee des Romans interessant, das letzte Drittel des Romans spannend und die Auflösung schön gemacht. Der Weg dorthin war allerdings für mich steinig, da die auftretenden Figuren – bis auf Ausnahmen – eher blass blieben und die Handlung durch nicht unbedingt nötige Informationen langatmig und übersättigt wurde.