Rezension

Ein richtig gutes Debüt!

Junge mit schwarzem Hahn -

Junge mit schwarzem Hahn
von Stefanie vor Schulte

Bewertet mit 5 Sternen

Martin wächst in einem unscheinbaren Dorf auf, Eltern und Geschwister längst durch die Hand seines scheinbar wahnsinnigen Vaters getötet. Doch er ist nicht allein, trägt immerzu einen schwarzen Hahn bei sich auf der Schulter, sein einziger Besitz. Während die Dorfbewohner im Hahn die Inkarnation des Teufels sehen und den Jungen verachten, ist der Hahn stets treuer Gefährte und Beschützer Martins. Auch, als sich der Junge mit einem Wandermaler auf Reisen begibt, um der Bedeutung eines jährlichen Unheils nachzuspüren. So werden einer alten Überlieferung nach jedes Jahr zwei Kinder durch den Schwarzen Reiter entführt, doch wohin genau weiß niemand. Als der Junge und sein Hahn dabei anwesend sind, wie dieses Mal ein Mädchen ihres Dorfes mitgenommen wird, fühlt Martin sich wie vom Schicksal dazu berufen, die entführten Kinder zu finden.

Eigentlich wollte ich nur mal kurz reinlesen und habe das Buch dann an einem Tag verschlungen, die Geschichte von Martin und seinem Hahn hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Vieles deutet auf eine mittelalterliche Szenerie hin, aber weder Zeit noch Ort sind klar ausgewiesen. Die Sprache ist fast schon sachlich, der Unterton ein wenig naiv - aber da Martin noch ein Kind ist, passt das gut. Auf der Reise erlebt Martin eine karge Welt zwischen Hunger, Krankheit und Elend. Seine Gabe ist die Kraft der Worte und seine kindliche Unschuld, mit der er oft aneckt, aber auch angehört wird. Die Autorin zeichnet außergewöhnliche Charaktere, thematisiert Aberglaube und Tyrannei, teilweise auch sehr düster, aber oftmals gespickt mit einer großen Portion Witz.
Ein bisschen märchenhaft, ein bisschen pikaresk, teilweise mit gesellschaftskritischem Unterton und viel Interpretationsraum. Ein richtig gutes Debüt, das vom Setting ein bisschen an Kehlmanns Tyll erinnert und mich total gut unterhalten konnte.