Rezension

Ein Pastor und die Selbstjustiz

Mein Wille geschehe
von Bernd Schwarze

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein etwas anderer Kriminalroman, der mit ein paar Querverweisen zu biblischen Inhalten aufwartet. Was auch durchaus passend ist, ist doch hier ein Pastor der mutmaßliche Täter. Doch zunächst lernt man Pastor Benedikt Theves als einen Menschen kennen, der kaum aus sich herauskommt und bei dem man in den Predigten einzuschlafen droht. Ein Mann, dem der gewisse Biss fehlt. Seine Therapeutin rät ihm, seine Emotionen aus sich herauszulassen, statt die Schuld immer auf sich zu beziehen. Leider geht das bei einer Beichtsitzung, welche er als Option für seine Gemeinde neu eingeführt hat, etwas schief: Pastor Theves kommt bei einer Beichte, bei der es um Gewalt in der Ehe geht, so aus sich heraus, dass er spontan den gewalttätigen Ehemann mit dem Kreuz niederschlägt und das Opfer in der Krypta versteckt. Auch wenn die Ehefrau des Erschlagenen regelrecht froh darüber ist, ihren tyrannischen Ehemann los zu sein, weiß der Pastor nicht, wie er damit umgehen soll, sucht unter anderem Rat bei seinem früheren Mentor. Ist Gewalt immer ein Verbrechen? Oder richtet nicht manchmal Gott die Bösen, indem er andere Menschen nach seinem Willen handeln lässt? Ließe sich das nicht auch gegen andere Straftäter anwenden? Und dann ist da auch noch die Leiche in der Krypta, die dringend weg müsste, wenn der Küster nur endlich den Schlüssel für das neu angebrachte Schloss herausrücken würde.

Zugegeben, bei diesem Roman musste ich mich zunächst warmlesen, da zu Beginn erstmal die Charaktere ein wenig vorgestellt werden. Richtig los ging es dann, als Pastor Theves dem tyrannischen schwarzen Schaf der Gemeinde das Kreuz über die Rübe zieht. So, wie der Pastor von da an aus sich heraus kommt, sich seine Predigten von Schlaftablette zu Vergnügungsprogramm mausern, entwickelt auch der Roman einen gewissen Unterhaltungswert. Vor allem der Austausch mit seinem belesenen Mentor war sehr interessant, aber auch die vielen Alltagssituationen, in welche Theves gerät bis hin zu seinem Versuch, die Welt zumindest im Kleinen etwas besser zu machen.

Ein etwas ruhigerer Krimi, der langsam in Fahrt kommt und sowohl lustige Situationen wie auch nachdenkliche Momente bietet.