Rezension

Ein Mönch muss sich entscheiden

Aus der Mitte des Sees -

Aus der Mitte des Sees
von Moritz Heger

Bewertet mit 4 Sternen

          In einer Benediktinerabtei leben nur noch wenige Mönche und von den wenigen sind fast alle bereits hochbetagt.  Lukas und Andreas sind die beiden einzigen jungen. Der Gastflügel des Klosters ist gut besucht und Andreas hat sich nun in eine Frau, die dort zu Gast war, verliebt und für sie das Leben als Mönch aufgegeben. 
Lukas ist über die Entscheidung seines besten Freundes sehr enttäuscht und er fühlt sich irgendwie auch von ihm verlassen. Als jetzt Fotos von Andreas kommen, Familienfotos mit Frau und Baby, da reagiert Lukas ziemlich ablehnend und ignoriert sie zunächst einfach. Doch seitdem Andreas weg ist denkt Lukas viel über sich nach, über das Leben im Kloster, seine Erlebnisse  mit den Gästen, auch über sein leben vor dem Kloster. Und diese Gedanken lesen sich so, als wären es Briefe von Lukas oder Gespräche, die er im ersten Teil des Buches hauptsächlich mit Andreas führt und später auch mit Sarah, einer Frau, die er am nahegelegenen See kennenlernt. 
Dort verbringt er sehr viel Zeit . Beim Schwimmen im See fühlt er sich lebendig und kann seinen Gedanken ungestört freien Lauf lassen. Früher war er immer zusammen mit Andreas dort, inzwischen nur noch alleine. 
Und eines Tages bei seinen täglichen Schwimm-Ausflügen steht Sarah vor ihm, eine junge Frau, die sein Leben ganz schön durcheinanderwirbelt. Die beiden lernen sich immer besser kennen und Lukas kann sich plötzlich auch einen anderen Lebensweg, als seinen jetzigen vorstellen. Doch seine Mitbrüder haben natürlich andere Pläne mit ihm, er soll die Leitung des Klosters übernehmen. Für Lukas ist die Entscheidung nicht leicht, aber entscheiden muss er sich.

Ich bin hin und hergerissen bei diesem Buch von Moritz Heger. Einerseits fand ich es wirklich interessant im Kopf von Lukas zu sein, seine Gedanken zum Austritt seines besten Freundes, seine Ansichten zu manchen Gästen oder zu seinen Mitbrüdern, die logischerweise auch ihre Fehler haben, wie jeder Mensch. Was er über Sarah denkt, wie er zum Zölibat steht, oder wenn er über sein Leben vor seinem Eintritt ins Kloster nachdenkt. Diese Stellen fand ich sehr lebendig und fesselnd. 
Die vielen langen Passagen im See, wenn Lukas einfach nur das Gleiten durchs Wasser beschreibt , sich über die Tiefe, die Temperatur, seine Gefühle beim Schwimmen, auslässt, diese Textstellen waren mir , ehrlich gesagt, einfach zu ausführlich und detailliert und ich habe mich immer öfter erwischt, dass ich über diese Kapitel ziemlich schnell drübergelesen habe.

Aber alles in allem fand ich "Aus der Mitte des Sees" doch sehr gut, es hat die Zerrissenheit von Lukas gut rübergebracht , man konnte fühlen, wie enttäuscht er war, wie verletzt und wie unentschlossen über sein weiteres Leben.