Rezension

Ein Hamburg Trip mit Folgen...

Das Haus der Mädchen - Andreas Winkelmann

Das Haus der Mädchen
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Leni Fontane will nach ihrem Studium, als Lektorin arbeiten und verlässt ihr ländliches Leben um bei einem Hamburger Verlag ein Praktikum zu absolvieren. Schon bei ihrer Ankunft, in ihrem vorrübergehenden Zuhause wird die eher schüchterne Leni mit dem Großstadtleben konfrontiert und lernt, in einem sehr couragierten „Rettungsversuch“ Vivien kennen. Zwei Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Leni ist eher der introvertierte, ruhig, besonnene Bücherwurm und Vivien die extrovertierte Schönheit auf der Suche nach einem Millionär, im Hamburger Nachtleben. Das hält die beiden aber nicht davon ab sich anzufreunden, obwohl keine von beiden so recht in das Leben der anderen zu passen scheint. Als Vivien nach kurzer Zeit verschwindet und ihre plötzliche „Abreise“ einige Ungereimtheiten zurücklässt wird Leni stutzig. Sie steckt jedoch nicht den Kopf in den Sand, sondern ist fest entschlossen ihre neue Freundin zu finden. Die Abgründe denen sie dabei auf die Spur kommt, sind fürchterlicher als sie es sich hätte jemals vorstellen können. 

Das Haus der Mädchen beginnt schon auf den ersten 7 Seiten recht düster, bedrohlich und auch tödlich. Am Anfang des Buches (ca. die ersten 100 Seiten) gibt es etwas Lesestoff um die Basis der Geschichte zu bilden und den Leser für den Showdown vorzubereiten was es zwar an sich interessant macht aber nicht gerade vor Spannung überkochen lässt. Immer wieder zwischendurch entführt er den Leser kurz an einen Schauplatz an dem keiner von uns aufwachen möchte. Diese wiederkehrenden Sequenzen erhalten die Spannung dann doch etwas bis im späteren Verlauf des Buches die ganze Story an Fahrt auf nimmt. Er schafft mit seiner sehr bildlichen Sprache eine Schaurige Atmosphäre und lässt den Leser die Verzweiflung und Angst des Opfers deutlich spüren. Die kalte, feuchte und beängstigende Umgebung ist förmlich zum Greifen nah. Er schafft es auch seinen Charakteren dank ihrer ganz eigenen Vorgeschichte, tiefe zu verleihen und sie mit unverwechselbaren Wesenszügen und Charaktereigenschaften auszustatten. Ich persönlich mochte die eher schwach anmutende Protagonistin die sich aufmacht ihre Freundin zu finden und dabei so manche Ängste überwinden muss um am Ende dem Bösen näher zu kommen als sie es überhaupt vorhatte. Auch der alles andere als perfekte Weggefährte den ihr Andreas Winkelmann an die Seite stellt, hat mir sehr gut gefallen. Wie die beiden aufeinandertreffen, keiner weiß ob er dem anderen trauen kann aber sie beschließen dem ganzen gemeinsam auf dem Grund zu gehen, war, in meinen Augen sehr gelungen. Da sich die Szenen, Charaktere und Schauplätze ständig abwechseln ist immer Bewegung in der Story und es kommt keine Langeweile auf beim Lesen. Ich durfte bis zum Schluss im Verwirrspiel um den Täter mit rätseln und war kurz vor der Auflösung tatsächlich noch dem falschen auf den Fersen gewesen. Leider wurde ein Detail zu früh gelüftet, das hätte ich an späterer Stelle besser platziert gefunden. Das Motiv des Täters lies mich etwas unglücklich zurück da auch der Showdown für mein Empfinden etwas zu kurz kam. Insgesamt konnte dies aber das Lesevergnügen nicht trüben. Sein Schreibstil war wieder sehr flüssig, bildlich, abwechslungsreich und gut zu lesen. Ich hoffe aber dass vor der 2. Auflage nochmal wer über den Text schaut, da sich einige Rechtschreibfehler, falsche Wörter und sogar ein Fehler eingeschlichen haben. 

Für alle Fans von Andreas Winkelmann ist auch das Haus der Mädchen ein muss aber für alle, die ihre Thriller gern mörderisch, ihre Schauplätze gern gruselig, ihre Protagonisten nicht 0815 oder die Antagonisten hinterhältig böse mögen ist dieses Buch eine gute Wahl.