Rezension

Ein grandioser Antagonist. Tolles Buch!

Asche und Phönix - Kai Meyer

Asche und Phönix
von Kai Meyer

Bewertet mit 5 Sternen

Ganz klar, kein Jugendbuch von Kai Meyer geht mittlerweile ungelesen an mir vorbei. Mit der Arkadien–Reihe habe ich mit meiner Tradition nur die Hörbücher zu hören schon gebrochen und auch “Asche und Phönix” bestätigt mir erneut keinen Fehler damit gemacht zu haben. Außerdem reizt die Idee ungemein und bildet eine schöne Abwechslung.

Ash ist eine gewiefte Kleinkriminelle und wird von Parker Cale, “dem” Filmstar auf frischer Tat ertappt. Parker, gefrustet vom Ruhm, bricht zu Beginn mit seinem erfolgreichen Vater, der aus allem Gold macht. Mit Ashs Hilfe gelingt es ihm das Hotel zu verlassen, um den Papparazzi zu entgehen. Ash hilft im zunächst nur damit er sie nicht anzeigt, bleibt aber dennoch an seiner Seite, um hinter die merkwürdigen Geschehnisse zu kommen, die sie mit Parker erlebt. Da ist zum einen Parkers Schwächeanfälle, die sich durch ein wenig Blitzlichtgewitter beheben lassen und Parkers weiblicher “Schatten”, eine Frau, die nicht altert und ihn seit er denken kann nicht aus den Augen lässt. Von London fliehen sie vor Parkers Vater  nach Lyon, von da fliehen sie vor dem Handlanger des Mannes, dem Parkers Vater seinen Erfolg zu verdanken hat. Je weiter sie sich Monaco nähern, desto mehr finden sie über den Pakt heraus den Mr. Cale mit dem mysteriösen Libatique geschlossen hat. Aber nicht nur das Entrinnen des Todes schweißt die beiden zusammen. Ash passiert das Undenkbare, etwas wonach sich viele Mädchen sehnen: Sie verliebt sich in Parker und er in sie.

Erster Satz: Das Smiley stand in Flammen

Idee: Mich hat die Idee um einen Filmstar sehr gereizt. Sicher denkt man gleich an die Stars aus Twilight und Co. Aber da ich mittlerweile weiß, was ich von Kai Meyer erwarten kann, war mir klar, dass wieder verschiedene Stricke zueinander führen, die eine tolle Geschichte ergeben. Die körperliche Abhängigkeit vom Ruhm, fand ich genial.

Plot: Rasant, rasant und beim Lesen hatte ich ein Gefühl wie beim letzten Teil der Arkadien–Reihe auch. Danke, Herr Meyer, für diese grandiose Verfolgungsfahrt. Mal wieder fehlen mir die Worte. Im Grunde bleibt einem nichts anderes übrig als zu lesen. Es entsteht ein heftiger Sog, denn ein Ereignis reiht sich an das nächste. Dabei gibt es kaum Verschnaufpausen und die sind auch gar nicht nötig. Wieder einmal versteht es der Autor die Ereignisse wunderbar abzustimmen und ineinanderzuflechten.

Schreibstil: Was soll ich sagen? Ich kenne zwar nur die Jugendbücher, aber der Stil ist einfach nur toll. Erzählt wird in der dritten Person im Präteritum, wobei man manchmal eher bei Ash ist und an anderen Stellen mehr bei Parker verweilt. Etwas ungewöhnlich empfand ich die Teile, die kursiv gedruckt waren und zudem im Präsens geschrieben wurden. Allerdings waren diese Stellen toll eingefügt und haben einem den Blick auf das Geschehen außerhalb des Agierens von Ash und Parker gegeben.

Charaktere: Ash hat mich etwas an Rosa Alcantara, Meyers Hauptprotagonistin aus der Arkadien-Reihe, erinnert. Sie zeichnet sich, genau wie auch Rosa, durch ihre Andersartigkeit aus. Ash ist eine gewiefte Kleinkriminelle, die sich sicher durchs Leben schlägt. An Parker ist ihr die Persönlichkeit wichtig und nicht der Rummel um seine Rolle als Phönix. Sie verliebt sich nicht gleich in ihn, was mir sehr gefallen hat. Ihre Neugier, hinter die Geheimnisse zu kommen und die Hartnäckigkeit, die sie dabei an den Tag legt, fand ich total sympathisch. Kleinigkeiten wie ihr Hang mit einer alten Polaroid Kamera zu fotografieren oder ihr lila Lippenstift, bringen ihr Tiefe. Er verleiht damit seinen Charakteren eine ganz eigene Note, die somit allein schon genug wirken, um die Figur fassen zu können.

Parker ist für mich richtig gut gelungen. Was mir zuerst wirklich gut gefallen hat, dass er mit 20 allein vom Alter erwachsener angesiedelt ist, als manch andere Charaktere in anderen Geschichten. Vor allem sein innerer Kampf mit den Gefühlen umzugehen, die die Enthüllungen nach und nach bei ihm auslösen hat mich mitgenommen. Er macht in meinen Augen eine noch größere Entwicklung als Ash durch.

Libatique ist der Antagonist schlechthin. Grandios ausgedacht und genau richtig. Das Einzige was ihn mir sympathisch macht, dass er so bösartig und brutal ist. Zu viel möchte ich gar nicht verraten.

Auch die kleinen Nebencharaktere sind toll, haben jeder eine wichtige Funktion und genug Charakter um ihnen eigene Geschichten auf den Leib schreiben zu können.

Hintergrund: Kai Meyer ist bekannt dafür, Mythen zu finden und auf sich auf seine Weise zu eigen zu machen, um darum eine wunderbare Geschichte zu formen. Ich habe keine Ahnung, wo er dieses Mal gewühlt hat, aber die ganze Handlung und die Charaktere sind perfekt aufeinander abgestimmt. Gekonnt holt er das Unreale und Absurde in das normale Leben. Außerdem vermute ich mal, dass Herr Meyer viel Urlaub in London und Frankreich verbracht hat. Die Strecke, die Parker und Ash an der südlichen Küste Frankreichs zurücklegen, kenne ich selbst und muss sagen, dass ich mit diesem Buch sofort wieder da war. Ich konnte das Land förmlich schmecken.

An dieser Stelle muss ich auch die Ausflüge in das Amerika der Hippiebewegung nennen, die mir persönlich sehr gefallen haben, da ich die Zeit und Musik gerne mag. Was mich aber am meisten gefreut hat, dass Kai Meyer den Film “Legende” erwähnt hat. Ich habe diesen Film gefühlte 50 Mal gesehen und finde ihn heute noch toll. Danke, Herr Meyer, dass ich für einen kurzen Moment wieder in meine Jugend zurückgeholt wurde.

Fazit: Lest dieses Buch! Ich konnte Asche und Phönix nicht aus der Hand legen und war froh mit meiner Entscheidung, es auf dem Kindle zu lesen. Bei jeder Gelegenheit konnte ich ihn zücken und weiter mit Ash und Parker vor Libatique fliehen und mich verlieben. Welch wunderbare andere Story. Welch tolle Charaktere.  Und ich mag es kaum erwähnen, aber ich finde es schade, dass es ein Standalone ist.  Sehr gut fand ich den kritischen Blick auf Ruhm, der zweifelsohne zentral hinter der Geschichte steht. In Asche und Phönix wird deutlich, dass nicht Berühmtheit glücklich macht, sondern Freundschaft und Liebe viel wertvoller sind. Ich gebe hier keine Empfehlung, nein ich glaube ich muss euch nötigen, dieses Buch zu lesen.