Rezension

Ein etwas anderer Krimi

Luzifer und der Küster - Sabine Schulze Gronover

Luzifer und der Küster
von Sabine Schulze Gronover

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Start in den Krimi ist rasant: Rudi Kemper kommentiert seine eigene Beerdigung und landet danach flugs in der Zwischenstation, wo er als „zweitbester verfügbarer“ Sozialpädagoge drei polnischen Jugendlichen helfen soll, die sich aus „Versehen“ im Himmel befinden und nicht wieder zurück auf die Erde wollen. Rudi erkennt schnell, dass die Lösungen aller Probleme nur auf der Erde zu finden sind und schon wird aus Rudi Christian Grothe, der als Vertretung eines Küsters nun lebt.

Dieser nicht ganz alltäglicher Krimi wird aus der personalen Ich-Sicht von Rudi/Christian erzählt und trumpft mit bissigen Humor und schwarzer Satire auf. Sehr sympathisch kommen die Charaktere rüber und auch die Geschichte ist gut durchdacht, auch wenn der Kriminalfall teilweise sehr zurücksteht und der Leser lange grübelt, wohin die Reise eigentlich geht. Nebenhandlungen lassen keine Langeweile aufkommen, verwirren aber ein wenig, da sie vom eigentlichen Fall ablenken. Der Leser ermittelt im Fall selbst mit und kann miträtseln und wird durch ein grandioses Finale nicht enttäuscht. Klasse ist die Idee, Luzifer als Frau auftreten zu lassen – nun ja, Frauen sind halt vielleicht die besseren Verführer und leben intensiver.

Bildlich lässt die Autorin Szenen vor dem inneren Auge des Lesers entstehen und sorgt für ein wunderbares Kopfkino. Hinzukommen die witzigen Dialoge, die mir immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben.

Mit viel Liebe hat die Autorin Sabine Schulze Gronover ein Werk entstehen lassen, dass auch mit tiefer gehenden Anliegen aufwarten kann. So werden Themen wie Vorurteile gegen Behinderten genauso angesprochen wie das Sterben.

Realitätsnähe sucht der Leser hier vergeblich, aber auch fantasievolle Kriminalfälle können gut unterhalten – dieser Westfalen-Krimi ist dafür ein gutes Beispiel.