Rezension

Ein erschütterndes Sozialexperiment

Der dreizehnte Mann -

Der dreizehnte Mann
von Florian Schwiecker

Bewertet mit 5 Sternen

Insiderwissen von Strafverteidiger und Rechtsmediziner hochspannend erzählt

Der dreizehnte Mann ist der 2. Band der Justiz-Krimi-Reihe des ehemaligen Strafverteidigers Florian Schwiecker und des Rechtsmediziners Michael Tsokos. Das Insiderwissen und nicht zuletzt die Persönlichkeiten der beiden Autoren finden sich eins zu eins in den Schlüsselpersonen von Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer wieder.

Der unscheinbare Timo Krampe kommt mit der Journalistin Anja Liebig in Roccos Anwaltskanzlei. Timo wollte mit seinem Freund Jörg einen Skandal von enormer Sprengkraft aufdecken und mit Hilfe der Journalistin an die Öffentlichkeit bringen. Doch jetzt ist Jörg verschwunden und Timo macht sich große Sorgen.

Wenig später obduziert der Rechtsmediziner Justus Jarmer eine Wasserleiche. Es spricht einiges für die Annahme, dass es sich um den ermordeten Jörg handelt. Nun scheint auch Timos Leben in Gefahr. Rocco will Timo helfen und übernimmt das Mandat.

Nach dem Fall Nölting (1. Band) haben sich Rocco und Justus besser kennengelernt. Aus einer beobachtenden Bekanntschaft hat sich ein zunehmend vertrauensvolleres und sehr respektvolles Verhältnis entwickelt. Durch die unterschiedlichen Betrachtungsweisen der beiden kommen die Recherchen im Fall Timo Krampe gut voran. Auch Roccos Freund und Privatdetektiv Tobi Baumann trägt einiges zur Aufklärung bei. Was dabei enthüllt wird, ist wahrlich brisant. Was so unglaublich klingt, ist doch wahr. Durch das Granther-Experiment (in Wirklichkeit das Kentler-Experiment) wurden in Berlin seit Ende der 1960er-Jahre bis Beginn der 2000-er Jahre Pflegekinder von Jugendämtern an Pädophile vermittelt. Jörg und Timo waren Opfer dieses Kindermissbrauchs.

Durch die kurzen Kapitel, die sich in ihrem zeitlichen Ablauf aneinanderreihen, bleibt die Spannung und der Wunsch weiterzulesen ungebrochen. Die Charaktere von Rocco, dem Strafverteidiger mit eigener Kanzlei und ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Justus, dem Rechtsmediziner mit hohen moralischen Ansprüchen, könnten nicht korrekter und anständiger sein.

Das Ende wartet mit einer Wendung auf, die absolut nachvollziehbar ist. Auch die Wahl des Titels, über den ich während der Lektüre immer wieder nachgegrübelt habe, wird schlüssig erklärt.

Mir hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter.