Rezension

Ein echter Pageturner – wunderbar recherchiert und berührend geschrieben

Die Zeit der Birken
von Christine Kabus

Bewertet mit 5 Sternen

Estland, 1939: Die Deutschbaltin Charlotte und der Este Lennart lieben sich und hoffen, auf dem Birkenhof glücklich werden zu können. Doch in den Wirren des Zweiten Weltkriegs werden sie getrennt.

Schleswig-Holstein, 1977: Gesine möchte viel lieber ausreiten und Zeit mit dem russischen Stallpfleger Grigrori verbringen, als fürs Abi zu lernen. Doch ihre strenge Mutter Henriette verpasst ihr immer wieder Hausarrest und verbietet ihr Unternehmungen mit ihrer Freundin Kiki…

 

 

Meine Meinung:

Der dicke Schmöker von Christine Kabus, der auf zwei zeitlichen Ebenen spielt, hat mich von Anfang an gefangen genommen. Dank des unwahrscheinlich eingängigen Schreibstils habe ich mich beim Lesen durchgängig sehr wohlgefühlt. Die beiden fein gezeichneten Protagonistinnen Charlotte und Gesine waren mir gleich sympathisch und ich habe ihre Entwicklung und ihr Schicksal mitfühlend verfolgt.

Gerade weil die einzelnen Kapitel aus den wechselnden Perspektiven der beiden jungen Frauen so gut im Gleichklang angelegt sind – aber doch unterschiedlich genug – war ich fast immer ein bisschen traurig, wenn ein Kapitel vorbei war, nur um mich gleichzeitig schon wieder auf das neue Kapitel in der anderen Zeit aus der anderen Perspektive zu freuen.

Ganz besonders gut gefallen hat mir, dass man als Leserin ganz nebenbei viel über die estnische Geschichte rund um den Zweiten Weltkrieg bis in die 1990er Jahre gelernt hat. Die Autorin hat wieder einmal fundiert recherchiert und die Erkenntnisse in den Roman einfließen lassen, ohne dass es irgendwie aufgesetzt oder störend wirkt. Auch die historischen Details für die Zeit Ende der 1970er Jahre wie die Taten der RAF oder die typische Einrichtung oder die Erwähnung damaliger Süßigkeiten ist sehr gelungen und völlig authentisch.

Zu einem besonderen Lesegenuss wird der Roman durch den extrem guten Spannungsbogen, der am Ende sehr stimmig und glaubwürdig aufgelöst wird, und die zu Herzen gehende Geschichte der beiden Frauen, die mich wirklich berührt hat und sicherlich noch weiter beschäftigen wird.

 

 

Fazit:

Das Buch macht große Lust auf eine Reise nach Estland und wird mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wegen der berührenden Schicksale der Protagonistinnen und der extrem fundierten Recherche historischer Zusammenhänge.