Rezension

Ein echter Moers, aber mit Schwächen

Das Labyrinth der Träumenden Bücher - Walter Moers

Das Labyrinth der Träumenden Bücher
von Walter Moers

Bewertet mit 4 Sternen

Da isser also, der neue Moers. Ich muss sagen, ich habe mich sehr darauf gefreut und bin auch (beinahe) nicht enttäuscht worden.
Was passiert? 200 Jahre sind mittlerweile seit Hildegunst von Mythemmetz' Reise nach Buchhaim und seiner Rückkehr aus den Katakomben vergangen. Er ist ein Star am literarischen Himmel Zamoniens geworden, hat unzählige Bücher verfasst - und ist in den Jahren hochnäsig, faul, fett und sehr selbstverliebt geworden. Mythenmetz ist wieder auf die Lindwurmfeste zurückgekehrt und verbringt seine Tage mit Fanpostlesen und kulinarischen Köstlichkeiten. Bis er eines Tages aus einem Sack an Verehrerbriefen einen mysteriösen Brief zieht, der angeblich aus der Ledernen Grotte stammt und von ihm selbst geschrieben sein will. Hildegunst ist außer sich und entschließt sich, eine erneute Reise nach Buchhaim zu unternehmen, um dem Brief und seinem Absender auf den Grund zu gehen.
Viel hat sich in Buchhaim getan und verändert. Mythenmetz begegnet Ovidios, dem Lindwurm, den er bei seiner ersten Reise auf dem Friedhof der vergessenen Dichter gesehen hat, auch trifft er den Eydeeten und die Schreckse Inazea wieder (eine ganz rührende Szene!). Er macht Bekanntschaft mit Librinauten, Qualmoirs, dem Puppetismus, dem Magmoss und vielen anderen Wesen und Dingen mehr. In dieser Kuriositäten-Hinsicht steht die Fortsetzung von "Die Stadt der träumenden Bücher" dem ersten Band in nichts nach.
Moers schreibt auch wieder sehr gekonnt, wie man es von ihm gewohnt ist - und was ich besonders an ihm schätze. Eine Kuriosität reiht sich an die nächste, es wird mal witzig, mal grotesk. Der Leser ist wieder ganz bei Hildegunst von Mythenmetz, sieht durch seine Augen und erfährt Stück für Stück mehr über das neue Buchhaim. Dabei gibt es sehr lustige Szenen, unheimliche Szenen und sehr rührende Szenen (ich will nicht zu viel verraten).
ABER: Diesmal gibt es eben auch deutliche Längen in dem Buch, daher gebe ich nur 4 von 5 Sternen. Besonders die lange Wiedergabe der Theateraufführung von "Die Stadt der träumenden Bücher" sowie Hildegunsts Notizen und Erkenntnisse über Geschichte und Eigenarten des Puppetismus verlangen dem Leser Geduld und Durchhaltevermögen ab. Erst zum Ende des Buches nimmt die Geschichte wieder deutlich an Fahrt auf, und nach dem letzten Sätzen kann ich es kaum erwarten, dass die Fortsetzung erscheint! DENN: "Das Labyrinth der träumenden Bücher" ist sozusagen nur die Ouvertüre, es folgt ein 2. Band, der dann endlich Hildegunsts 2. Abstieg in die Katakomben thematisiert, auf die der Leser 427 Seiten gewartet hat. Moers sagt in einem Nachwort selbst, der Verlag habe Druck gemacht, sodass er sich genötigt sah, die ursprüngliche Geschichte auf 2 Bücher aufzuteilen. Das ist ja - leider - nichts Neues für den deutschen (Fantasy-)Leser ...
Gesamtfazit: ein echter Moers, mit Längen, aber absolut Lust auf mehr machend!!

Kommentare

Catherine Buchling kommentierte am 17. Oktober 2013 um 23:26

Der Cliffhanger am Schluss war echt mies... und jetzt muss man noch ein Jahr auf den nächsten Band warten... :(