Rezension

Ein Buch, welches mit Lichtgeschwindigkeit verschlungen wird

Obsidian 01. Schattendunkel - Jennifer L. Armentrout

Obsidian 01. Schattendunkel
von Jennifer L. Armentrout

Bewertet mit 4 Sternen

Nach dem tragischen Krebstod von Katys Vater beschließt ihre Mutter, alles hinter sich zu lassen und einen Neuanfang in einer Kleinstadt in West Virginia zu wagen. Für die unkomplizierte Protagonistin bedeutet der Umzug eine mittelschwere Katastrophe, denn in der schwierigen Zeit gaben ihr alleine ihr Buchblog und der nicht versiegende Strom an Büchersendungen Kraft und Freude. Momentan lässt allerdings die Internetverbindung auf sich warten und die Lieferungen muss nun auch an der örtlichen Poststelle abgeholt werden. Tapfer beschließt die 17-Jährige, das Beste aus der Situation zu machen und klingelt bei ihren Nachbarn, die laut ihrer Mutter im gleichen Alter sind, um nach dem Weg zum nächsten Supermarkt zu fragen. Ziemlich rüde wird sie von dem halbnackten, aber sehr attraktiven Hausherren Daemon abgewiesen und schwört den arroganten Schönling in Zukunft zu meiden. Dieser Plan geht allerdings gehörig in die Hose, denn dessen Zwillingsschwester Dee ist ganz anders und bald entwickelt sich eine enge Freundschaft zwischen ihnen, die von dem großen Bruder jedoch mit allen Mitteln sabotiert wird. Was hat er nur hinter der harten Schale zu verbergen?

Katy war mir mit ihrer Leidenschaft für Bücher gleich nach der Leseprobe sympathisch, obwohl dieses Hobby im weiteren Verlauf der Handlung ziemlich in den Hintergrund rückte, da das „wahre“ Leben einfach unglaublich an Fahrt aufnimmt.

Nicht zuletzt durch die abweisende Art ihres Nachbarn, der unglücklicherweise auch noch die gleiche Schule besucht, gerät Katys eigentlich ausgeglichenes Gemüt gehörig ins Wanken. Es scheint fast so, als ob es die beiden nicht einmal für zwei Minuten ohne Gezanke aushalten können und bei jedem Aufeinandertreffen sich fast an die Gurgel gehen. Im Gegensatz zu den üblichen Abläufen in Liebesgeschichten, wo zwei schüchterne Personen umeinander herumschleichen, sucht man hier harmonische Momente bisweilen vergeblich, da diese seltenen Lichtblicke sofort im Keim von Daemons teils ungehobelten Art in den Boden gestampft werden. Interessant waren diese Schlagabtäusche schon zu lesen, denn das Knistern, was die beiden hinter wütend funkelnden Augen zu verbergen versuchen, strahlt wie ein Blitz aus jeder Zeile hervor. Nach spätestens der Hälfte hat mich das ewige Aufwärmen und Abkühlen der Gefühle dann aber genervt und ich hätte mir gewünscht, dass die fast Volljährigen etwas vernünftiger mit den Emotionen umgehen.

Das eigentliche Geheimnis bei „Obsidian“ wird dann für meinen Geschmack zu unspektakulär in einem vertraulichen Gespräch aufgedeckt, obwohl sich die Autorin mit ihrer gewählten Form der Fantasy-Wesen nicht verstecken muss. Einige Seiten zuvor wurde diese Spezies von Katy als „No-Go“ für die Unterhaltungsliteratur auserkoren und nun steckt sie selbst mittendrin in der Gemeinschaft von ihnen – ein lustiger Gag, der mich hellhörig werden ließ, sodass die Auflösung vielleicht auch deshalb zu lasch war. Die speziellen Fähigkeiten von Daemon, Dee & Co. müssen in einigen brenzligen Situationen auch zum Einsatz kommen, wodurch wir einen guten Vorgeschmack auf die weiteren Bände der Reihe bekamen, wenngleich die Logik nicht komplett wasserdicht war, aber dem Lesevergnügen tat dies keinen Abbruch.

Der nächste Teil ist schon für Ende November bei Carlsen vorgemerkt und wäre damit ein schöner Wunsch für das Weihnachtsfest, schließlich leuchtete Katy hin und wieder selbst wie eine Christbaumkugel (was aber nur Leser von „Obsidian“ verstehen werden und Nicht-Leser eventuell neugierig macht?). ;-)