Rezension

Ein Buch voller Idioten....

Eine ganz dumme Idee -

Eine ganz dumme Idee
von Fredrik Backman

Bewertet mit 5 Sternen

Was für ein toller Roman!
...und was für verrückte Verwicklungen...

Der 30. Dezember - ein Bankräuber flüchtet nach missglücktem Banküberfall ausgerechnet in eine gegenüber liegende Wohnung, in der gerade eine Wohnungsbesichtigung stattfindet. Es entsteht eine nahezu haarsträubende Geschichte um den wohl miesesten Bankräuber, aber auch die miesesten Geiseln aller Zeiten.
Wie soll man dieses Buch beschreiben, ohne zu viel vom Inhalt preiszugeben? Der Einstieg ist schon etwas verwirrend, Wie Backman selbst schreibt, geht es in diesem Roman hauptsächlich um Idioten - was ich nach der Lektüre nicht unbedingt unterschreiben möchte.
Definitiv geht es nicht um irgendeine Kriminalgeschichte - sie bildet lediglich eine Art Rahmen, in dem sich sämtliche Protagonisten bewegen. Und derer gibt es eine ganze Menge: 2 Paare, eine alleinstehende und eine ältere Dame, die sich neben der Maklerin an der Wohnungsbesichtigung beteiligen, 2 überforderte Polizisten, eine ebenfalls überforderte Psychologin sowie eben den miesen Bankräuber. Nicht zu vergessen: das Kaninchen...

Obwohl der Einstieg zunächst zusammenhanglos erscheint, fügt sich im Laufe der Story Eins zum Anderen und man ahnt immer wieder kurz, wie alles miteinander verwoben ist. Um durchaus später erneut überrascht zu werden, weil es dann doch nicht ganz so war, wie man 50 Seiten zuvor noch dachte. Teilweise klären Rückblicke die Sicht aufs Geschehen, wenngleich sie einen manchmal auch in die Irre führen (sollen).
Backmans Schreibstil sprüht vor Humor. Ich habe wirklich oft lachen müssen - vor allem manche Dialoge und die Verhöre sind einfach grandios und ich hoffe stark auf eine Verfilmung. Trotzdem schafft er wieder einmal den Spagat zwischen gehobener Albernheit und nötiger Ernsthaftigkeit. Und damit ist dieses Buch reich gesegnet! Nie mit erhobenem Zeigefinger, aber dennoch teilweise erschütternd. Schon bei Ove ist ihm dies trefflich gelungen und er bleibt sich diesbezüglich treu.
Außergewöhnlich finde ich bei Backmans Büchern, dass sie nie bei mir den Wunsch wecken, mich in irgendwelche Protagonisten einzufühlen. Und das ist auch besser so! Stattdessen erreichen sie stets, dass sich starkes Mitgefühl und Verständnis für auch noch so unsympathisch erscheinende Figuren in mir entwickeln. Und manchmal überrollt mich beides gnadenlos an den unvorhersehbarsten Stellen, sodass ich das ein oder andere Mal tatsächlich ein Tränchen verdrücken muss.
Fazit: Was soll ich sagen... Sich drauf einlassen und lesen!