Rezension

Ein Buch, das nachhallt

Der Papierpalast
von Miranda Cowley Heller

»Der Papierpalast« von Miranda Cowley Heller (aus dem Amerikanischen von Susanne Höbel)

Ein Buch an das ich dank der Vielzahl positiver Rezensionen hohe Erwartungen hatte. Und ich bin immer noch unschlüssig. Weiß nicht was ich sagen soll. Wurden die Erwartungen getroffen? Ich würde aktuell eher sagen nein. Dass das Buch kein leichtes Sommerbuch ist, wie man beim Cover und dem Text des Backcovers denken könnte („Ein großer Roman über die Sommer unseres Lebens“), wusste ich schon. Doch die schrecklichen und traumatisierenden Erlebnisse aus der Vergangenheit der Protagonistin sind eigentlich durchweg präsent.

Bei mir hat es rund 100 Seiten gedauert, bis ich wirklich in den Lesefluss gekommen bin. Die Kapitel sind in unterschiedliche Zeitebenen geteilt. Einmal in das Leben von Elle heute und zwischendurch gibt es immer wieder Einblicke in ihre Kindheit, Jugend, ihr Studium in London und die Zeit danach. Heute ist sie mit dem Engländer Peter verheiratet und lebt mit den gemeinsamen drei Kindern in New York. Seit ihrer Kindheit macht ihre Familie aber schon immer Urlaub im „Papierpalast“ am Cape Cod. Dort freundet sie sich schon im jungen Alter mit Jonas an, der auch jeden Sommer dort Urlaub macht. Die beiden verbindet eine innige Freundschaft und Liebe, aber auch ein großes Geheimnis. Peter weiß so gut wie nichts aus dieser gemeinsamen Vergangenheit und sieht Jonas einfach als guten Familienfreund an.

Je weiter ich in die Geschichte eingetaucht bin, desto mehr wurde ich auch in sie hineingesogen. Hatte ich anfangs noch Schwierigkeiten, konnte ich das Buch ab der Hälfte kaum noch aus der Hand legen. Das Fazit fällt daher zwiegespalten aus: toller Schreibstil, tolles Setting, interessante Charaktere, aber auch heftige Themen wie Vergewaltigung und Tod und einen zu langatmigen Anfang für meinen Geschmack. Ein bisschen hat mich der Roman auch an „Die Gewitterschwimmerin“ von Franziska Hauser erinnert. Dunkle Vergangenheit und die immer wiederkehrende Verbindung zum Wasser.

Es ist auf jeden Fall ein Buch, das nachhallt. Für mich persönlich aber leider kein Jahreshighlight.