Rezension

Ein amüsanter und frecher Roman für zwischendurch, mit der ein oder anderen ernsteren Thematik.

Gespenster -

Gespenster
von Dolly Alderton

Bewertet mit 4 Sternen

Ich habe mich sehr über den Titel "Gespenster" von Dolly Alderton gefreut, welcher mir vom Hoffmann und Campe Verlag als kostenfreies Rezensionsexemplar via Netgalley zur Verfügung gestellt wurde. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle dafür, es versteht sich natürlich von selbst, dass meine Meinung zum Buch dadurch in keiner Weise beeinflusst wird.
Es handelt sich hierbei um mein erstes Buch der Autorin, auf welches ich durch eine bekannte Buchbloggerin auf Instagram aufmerksam wurde. Da diese so begeistert davon sprach, wollte ich es auch unbedingt mit dem Buch probieren.

In der Geschichte lernt der Leser die Protagonistin Nina George Dean kennen, die von ihrer schwangeren, besten Freundin dazu überredet wird, sich bei einer Onlinedating-Plattform anzumelden. So lernt sie Max kennen, in den sie sich blitzschnell verguckt. Doch dann verschwindet er plötzlich wieder spurlos aus ihrem Leben. Doch Nina erlebt noch viele weitere Dinge, die ihr den Atem rauben, nicht unbedingt im positiven Sinne. Und doch heißt es Weitermachen!

Dolly Alderton schreibt ihren Roman aus der Sichtweise der Hauptfigur Nina in der Ich-Perspektive im Präteritum, was mir einen soliden Zugang zu ihr verschafft und ich prima in ihre Gedanken- und Gefühlswelt abtauchen kann. Gemeinsam an ihrer Seite erlebe ich die Welt des Online-Datings neu kennen und werde wirklich gut unterhalten. Und das, obwohl die Protagonistin ein wenig älter als ich ist und sich in einem anderen Lebensabschnitt befindet, kann ich mich gut in sie und ihre Lage hinein versetzen.
Die Autorin versteht sich dabei total darin, Humor, Sarkasmus und auch Zynismus hervorragend einzuarbeiten, der immer wieder für ein Schmunzeln oder auch Kopfschütteln sorgt. Manches ist vielleicht aber auch ein wenig drüber. Ich vermute einfach, dass das Buch nicht für Jeden oder jede Altersgruppe etwas ist. Man muss die Schreibart und auch manche Handlungsstränge echt zu nehmen wissen.

Berührend ist auf jeden Fall auch die ganze Szenerie rund um Nina's Vater, der an Demenz erkrankt. Durch einen persönlichen Fall in meiner Familie kann ich mich hierbei super wiederfinden und finde, dass alles sehr authentisch, nah und authentisch beschrieben wird. Ich werde auf jeden Fall berührt.

Ein wenig schade finde ich, dass die Nebencharaktere etwas blass bleiben, ich hätte gern mehr über sie erfahren. Auch die Sache mit Max konnte (oder wollte?) ich nicht so recht hinnehmen und hätte an Nina's Stelle echt anders auf sein Ghosting reagiert. Hier hätte ich mir doch einen anderen Ausgang gewünscht. Aber die grundlegende Message ist schon eine gute. 

Der Schreibstil ist total leicht, kurzweilig und amüsant und trägt mich gut durch die Geschichte. Die Kapitel halten sich dabei in angenehmer Länge.

"Gespenster" ist ein amüsantes Werk, welches aufzeigt, wie das Leben in den 30ern ohne Beziehung und Kinder laufen kann. Es ist in vielen Bereichen sehr realistisch und schont den Leser dabei nicht. Das habe ich an manchen Stellen als emotional empfunden, an anderen wieder als sehr sarkastisch oder auch etwas "drüber." Auf jeden Fall gut für zwischendurch und etwas, worauf man sich einlassen muss. 
Ich vergebe eine Lese- und Kaufempfehlung und 4 Sterne ****