Rezension

Eher Mittelmaß

Wunder wie diese - Laura Buzo

Wunder wie diese
von Laura Buzo

Bewertet mit 3 Sternen

Handlung:

Die 15-jährige Amelia arbeitet seit kurzem nach der Schule und an Wochenenden bei Woolworth an der Kasse. Sie hat das Gefühl, nirgendwo hinzugehören. Mit ihren Mitschülern kann sie, abgesehen von ihrer besten Freundin Penny, nicht viel anfangen und auch zuhause findet sie nur wenig Beachtung. Auch bei Woolworth, von allen Angestellten nur “das Land der Träume” genannt, hat sie nur wenig Kontakt zu ihren Kollegen. Die rotten sich lieber in kleinen Grüppchen zusammen und strafen Amelia mit Missachtung. Nur mit Chris, ihrem Ausbildungsleiter, hat die Schülerin engeren Kontakt. Mit ihm führt sie lange Gespräch über Literatur und über das Leben an sich und auch Chris bemerkt, dass Amelia etwas ganz Besonderes ist. Da gibt es nur ein großes Problem: Chris ist 21.

Eigene Meinung:

Ich gebe es zu: dieses Buch war ein absoluter Coverkauf. So etwas kann mir schon einmal passieren, wenn mir ein Cover so gut gefällt und der Klappentext zumindest einigermaßen interessant klingt. Und “Wunder wie diese” ist nun einmal ein wirklich toll gestaltetes Jugendbuch mit den Silhouetten eines Mädchens und eines Jungens, die sich um den Titel schmiegen. Einen schönen Kontrast bilden die Skyline einer Großstadt – ich nehme an, es handelt sich um Sydney – und die Blütenzweige, die sich über das gesamte Cover ranken. Das ist wirklich einer der wenigen Fälle, in denen mir das deutsche Titelbild besser gefällt, als das des Originals. Hätte der Inhalt nur gehalten, was das Äußere verspricht…, aber dazu gleich mehr.

“Wunder wie diese” wird aus verschiedenen Perspektiven und mit den unterschiedlichsten Mitteln erzählt. Zu Beginn erlebt der Leser die Handlung aus Amelias Blickwinkel in der Ich-Form. Dieser Einstieg ist gut gewählt, denn so fällt es ein wenig leichter, sich in die Protagonistin hineinzuversetzen. Im Laufe der Handlung wechselt die Sicht aber auch zu Chris oder wird in Briefen und Tagebucheinträgen geschildert. Diese Methode hat mir grundsätzlich sehr gut gefallen, weil man die Geschichte so von beiden Seiten kennen lernt und durch die verschiedenen Erzählformen etwas Abwechslung in die Handlung kommt.

Die Charaktere blieben mir persönlich leider ziemlich fremd. In vielen Dingen ist Amelia eine ganz normale 15-Jährige, die ihre große Schwester vermisst, die seit kurzem aufs College geht und sich wünscht, ihr Vater würde sie stärker beachten. Für Chris schwärmt sie schon nach kurzer Zeit so heftig, wie es nur ein Teenager tun kann. Auf der anderen Seite ist Amelia die geborene Philosophin, die sich leidenschaftlich über den Plot von “Große Erwartungen” oder “Der große Gatsby” ereifern kann und mit Chris heftig über den Feminismus diskutiert. Für mich ließ sich das nur schwer zusammenbringen, Amelia als Figur erschien mir ein wenig unrund. Chris hingegen war mir von Beginn an unsympathisch. Er ist ein richtiger Frauenheld, immer auf der Suche nach seiner Traumpartnerin, dabei aber unglaublich oberflächlich. Auf Amelia sieht er oft genug herab und behandelt sie wie ein kleines Mädchen. Im Verlauf der Handlung betont er immer wieder, dass er Amelia “auf den rechten Weg” bringen will, ihr helfen will, eine starke Person zu werden und man fragt sich unweigerlich, warum gerade er sich dazu als qualifiziert erachtet. Zwar erfährt man nach und nach mehr über Chris, dennoch blieb die Liebesgeschichte für mich recht blass, da ich einfach nicht nachvollziehen konnte, was ein Mädchen wie Amelia an Chris findet. Aber nun ja, die Liebe geht ja bekanntlich seltsame Wege.

Generell war es für mich schwierig, eine Position zu dieser “Liebe” zwischen Amelia und Chris zu finden. Schließlich ist Amelia erst 15 und auch wenn das Alter in einer Beziehung keine Rolle spielen sollte, ist das bei einem Teenager und einem (zumindest auf dem Papier) Erwachsenen schon etwas anderes. Aber ich kam auch gar nicht dazu, einen tieferen Bezug zu den beiden zu finden, weil die Handlung an sich einfach unsagbar langweilig war. Dabei geht es mir gar nicht darum, dass Amelia und Chris eigentlich nichts anderes tun, als entweder zur Arbeit oder auf eine Party zu gehen. Im Gegenteil: wer mich kennt, der weiß, dass ich ein Fan von Romanen bin, die ohne große Action auskommen, in denen sich viel in Dialogen abspielt. Doch leider sind eben letztere in “Wunder wie diese” genauso öde, wie der Handlungsverlauf. Nur weil Amelia gerne Klassiker liest und Chris sich seitenlang über seinen Alkoholkonsum auslässt, macht das dieses Buch noch lange nicht zu etwas Besonderem. Vielleicht bin ich aber auch nur so streng, weil ich vor “Wunder wie diese” den neuesten Roman von Gayle Forman gelesen habe. Denn die beherrscht die leisen Töne nun mal in Perfektion. Vielleicht bin aber auch in diesem Fall einfach schon zu alt und kann mich deshalb nicht mehr mit Amelia identifizieren. Vom Schreibstil her ist das Buch wirklich sehr einfach gehalten und dürfte daher auch wohl eher jüngeren Leserinnen Spaß machen, die möglicherweise gerade genauso unglücklich verliebt sind, wie Amelia.

Fazit: ein recht durchschnittliches Jugendbuch, das eine gewisse Tiefe vermissen lässt