Rezension

Durchwachsen

So wie du mich kennst -

So wie du mich kennst
von Anika Landsteiner

Bewertet mit 3 Sternen

Karla reist nach New York, um das Appartment ihrer verstorbenen Schwester Marie aufzulösen. Schon seit ihrer Kindheit sind sie beide unzertrennlich und durch ein sehr intimes, geschwisterliches Band verbunden. Doch dann findet Karla verstörende Fotos auf Maries Laptop, die fortan ihre Welt und die Bindung zu Marie immer stärker ins Wanken bringen. In New York verschanzt sie sich überfordert und trauernd in Maries Wohnung, denkt viel über Ungesagtes nach und versucht den tragischen Tod ihrer Schwester zu verstehen. Und dann, mit den Fotos auf Maries Laptop als stetige Begleiter im Hinterkopf, begibt sie sich auf die Suche nach der Wahrheit hinter den Aufnahmen. Und allmählich verschwinden in der Großstadt die Grenzen der Anonymität.

Das Buch ist zweifellos harter Tobak, aber es hat mich leider nicht vom Hocker gehauen. Keine Frage handelt es sich hier um ein trauriges Buch, in dem Trauerbewältigung eine zentrale Rolle spielt, und auch ich konnte natürlich ihre Trauer in der Situation nachempfinden. Aber Karla ist mir emotional doch relativ fern geblieben. Sie ist zwar authentisch beschrieben, aber irgendwie sind manche Szenen einfach zu kurz, um groß mitzufühlen und tiefer darüber nachzudenken.
Auf jeden Fall ist es ein nettes Buch für zwischendurch über eine Schwester, die vom Schicksalsschlag getroffen versucht, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, aber ich hatte etwas mehr Spannung erwartet. Denn ab dem Moment, in welchem man erfährt was auf den Fotos ist (was man sich auch schon eine ganze Weile vorher denken konnte), zieht sich das Buch zunehmend.
Aber: Teilweise kam ein charmanter New-York-City-Flair bei mir auf, in etwa wenn Karla und Marie im Hinterhof des Apartments auf der Feuertreppe sitzen, Vino trinken und Joints rauchen.

Und gerade solche zwanglosen Situationen des (möglicherweise sehr klischeehaften Künstler-) Lebens in New York haben für mich das Buch doch ganz lesenswert gemacht. Ich denke man muss das Thema mögen, mich hat's emotional eher kalt gelassen. Vielleicht war auch einfach der Zeitpunkt falsch, dass das Buch bei dem schönen Wetter nicht richtig auf mich wirken konnte. Ich würde es gerne trotzdem denen empfehlen, die auch mal ein Buch über den Umgang mit Trauer lesen möchten.

Zu guter letzt, weil ich's hier angebracht finde: Triggerwarnung häusliche Gewalt.