Rezension

Durchschnittlich, mehr aber auch nicht

Die Nacht der Acht
von Philip Le Roy

Bewertet mit 3 Sternen

Die Nacht der Acht

Eine Gruppe jugendlicher will eine „Horrornacht“ in einem abgelegenen Haus veranstalten Ziel des Abends ist es, einander zu erschrecken – und zu trinken. Ganz nach dem Motto „Wer Angst hat trinkt“. Doch dabei ahnen sie nicht, in welche Gefahr sie sich begeben. Dabei sollten sie sich eigentlich auf ihre mündliche Prüfung vorbereiten, denn alle Besuchen den Kunstzweig ihrer Schule und sollen hierfür ein Projekt zu „Andersartigkeit als Chance“ vorstellen.

Zunächst einmal zum Positiven: das Buch ist verdammt spannend. Der Stil lässt sich locker und flüssig lesen, was vor allem daran liegt, dass viel über Dialoge erzählt wird. Lange Passagen, in denen niemand etwas sagt oder Gespräche ohne wörtliche Rede wiedergegeben werden, gibt es quasi nicht. Die dennoch vorkommenden Beschreibungen sorgen für eine unheimliche Atmosphäre. Allerdings sei auch dazu gesagt, dass der Anfang etwas hohl wirkt – nach dem ersten Kapitel, indem das Ende der Nacht schon vorweggenommen wird (keine Angst, das erhöht die Spannung eigentlich nur!), erfolgt die Vorstellung der Figuren, leider in der denkbar unschönsten Weise: X ist so und so aufgewachsen, mag y und will später z machen. In der Abschlussprüfung will er/sie dies und jedes machen.

Zum Glück ziehen sich diese hölzernen Beschreibungen aber nicht durch den Rest des Buches. Besonders charakterisiert werden die Figuren im weitern allerdings nicht (bis auf den Clown der Gruppe und das ängstliche Püppchen, auf das natürlich jeder Kerl der Schule steht). Das macht sie zu Abziehbildern ihrer selbst, die absolut austauschbar sind.

Spannung wird im ersten Teil vor allem mittels Jumpscares. Bei mir persönlich hat das die ganze Zeit dazu geführt, dass ich die Stimme eines Freundes, der großer Filmfan ist, im Kopf hatte: „Guter Horror braucht keine Jumpscares.“ Tja, sehe ich auch so, aber ich lasse mich trotzdem gerne von ihnen unterhalten. Am Anfang wäre also mehr drin gewesen, dennoch unterhält das Buch ganz gut.

Stellenweise dreht es aber doch ab, bzw. die Jugendlichen (und das leider nicht, weil sie unter Alkoholeinfluss und Drogen stehen, nein, die planen schon vorher absolut überzogene und teilweise geschmacklose Sachen). Erst später kommt dann die richtige Spannung auf: der Moment in dem die Grenzen zwischen Spaß und Gefahr verschwimmen – ab da wird es richtig spannend. Auch wenn man mit den Figuren leider nicht so richtig mitfühlen kann. Einerseits, weil sie nicht viel weniger blass werden im Laufe der Geschichte, andererseits weil sie sich weiterhin dämlich verhalten.

Das Ende war für mich wenig zufriedenstellend. Zwar wird eine sinnvolle Lösung präsentiert und bis dahin passt auch alles noch so halbwegs, aber auch im Umgang damit verhalten sich die Jugendlichen absolut unrealistisch.

Daher war ich noch nie nach einem Buch so zwiegespalten. „Andersartigkeit als Chance“ könnte auch für dieses Buch gelten – die Chance wurde nur nicht genutzt. Ich schwanke zwischen Bedauern einerseits, dass nicht mehr aus dem Buch gemacht wurde und andererseits war es eben doch unterhaltsam und hatte seine Rätsel, die sich nicht so leicht lösen ließen. Kurz ließe sich das vielleicht ausdrücken mit: „Ein mittelmäßiges Buch, das sein Potential verspielt hat, sich aber gut mal eben durchlesen lässt“