Rezension

Düsterer Hexenkrimi mit einer leichten Liebesgeschichte

Witchghost -

Witchghost
von Lynn Raven

Hexen, Geister und mächtige Dynastien! Klingt nach einer genialen Geschichte. Und das war es zum Teil auch. Doch leider hat Lynn Raven das volle Potential nicht annähernd ausgeschöpft und so einige Fragen unbeantwortet gelassen. Gelesen habe ich Witchghost aber trotzdem gerne, denn Spannungsmomente gibt's in dem übernatürlichen Krimi genug.

Witchghost war mein erstes Buch von Lynn Raven und ich gehe fest davon aus, dass es nicht mein letztes sein wird. Denn Lynns lockerer und unkomplizierter Schreibstil hat mich absolut begeistert. Das Buch hat bei mir mit kurzen Sätzen und kurzen Kapitel gepunktet. Ich hatte dadurch beim Lesen das Gefühl nur so durch die Geschichte zu fliegen. Und diese bietet ja auch einiges an Spannung und Unterhaltung. In Witchghost geht es nämlich um die junge Cassandra, deren Familie unter mysteriösen Umständen bei einem Feuer ums Leben gekommen ist. Cass meidet seit diesem Vorfall ihr besonders Erbe ‐ die Hexerei. Da Cass allerdings von besonders starken Hexen abstammt, lenkt sie die Aufmerksamkeit von Richter Wittmore auf sich. Dieser möchte Cass für seinen Hexenzirkel gewinnen, koste es was es wolle. Als dann auch noch eine Reihe mysteriöser Mordfälle passieren und Cass von einem Geist der Vergangenheit heimgesucht wird, beginnt Cass Nachforschungen zu betreiben. Hilfe erhält sie dabei von Luke. Doch kann sie dem gutaussehenden Vertrauten von Richter Wittmores Tochter wirklich trauen? Oder spielt er auch nur ein Spiel mit ihr?

Die Geschichte hatte wie gesagt echt gute Ansätze und durch die Ich‐Perspektive konnte ich auch relativ schnell einen Draht zu Cass aufbauen. Sie ist ein sehr draufgängerischer Charakter und steht zu ihren Prinzipien. Ein Coven kommt für sie nicht in Frage und das zeigt sie auch. Ob sie dabei die mächtige Familie Wittmore vor den Kopf stößt, ist ihr dabei egal.

Erzählt wird die Geschichte aber nicht nur aus Cass Sicht und das war dieses Mal tatsächlich ein Punkt, der mich teilweise eher verwirrt hat. Einige Kapitel sind nämlich aus der Perspektive von Ann, der Tochter des Richters geschrieben. Und dann gibt es noch Rückblicke in die Vergangenheit. Da man quasi in die Geschichte geworfen wird, muss man sich durch durch ganzen Perspektivenwechsel erst orientieren, was gar nicht so leicht für mich war. Ab einem gewissen Punkt ginge dann zum Glück und ich habe gespannt die mysteriösen Ereignisse rund um die Mordfälle verfolgt. Leider flacht die Spannungskurve im Mittelteil aber ziemlich ab und ich hatte das Gefühl, den roten Faden komplett verloren zu haben. Denn plötzlich ging es irgendwie nur mehr um Zickereien unter den jungen Hexen und eine sich anbahnende Beziehung mit Luke. Der Fokus hat sich hier irgendwie komplett verschoben, weg von den Ermittlungen, was ich extrem schade finde. Der Schluss war dann zwar wieder so richtig nervenaufreibend, konnte den zähen Mittelteil aber nicht mehr zur Gänze retten.

Und überhaupt habe ich viele Dinge vermisst. Es fehlen irgendwie komplett Erklärungen zu den geheimen Hexenzirkeln. Was macht einen Coven aus? Was ist die Natur der Hexen und welchen magischen Künsten gehen diese nach? Und auch Luke wirft Fragen auf. So hat es Lynn Raven irgendwie gänzlich ausgelassen zu erklären, was ein Vertrauter genau ist und welche Fähigkeiten dieser mitbringt. Lynn Raven kratzt hier nur an der Oberfläche, dabei hätte man diese Erklärungen auf den ca. 500 Seiten mit Sicherheit unterbringen können.

Auch die Liebesgeschichte zwischen Cass und Luke bleibt ziemlich blass. Sie ist zwar da, hat aber jetzt keine besonderen Emotionen bei mir hervor gerufen. Schade, dass hier soviel Potential verschenkt wurde.

Gelesen habe ich Witchghost trotzdem gerne, allein schon wegen Lynns wunderbaren Stil, der einem durch die Geschichte trägt.

Fazit:

Witchghost ist ein düsterer und mysteriöser Hexenkrimi aus der Feder von Lynn Raven.Die Autorin konnte mich mit ihrem unglaublich lockeren und unkomplizierten Schreibstil von sich überzeugen. Die Geschichte selbst war meines Erachtens allerdings ausbaufähig, trotz einiger recht nervenaufreibender Momente. Vieles war einfach zu oberflächlich behandelt und leider wurden auch nicht alle Fragen beantwortet. Wer eine schnelle Lektüre über Hexen, Geister und mächtige Familiendynastien sucht, kann aber durchaus zu Witchghost greifen.