Rezension

DIESES BÜCHLEIN HAT MIR EINE KLEINE EWIGKEIT GESCHENKT

Das Schicksal ist ein mieser Verräter
von John Green

Hazel Graze und Augustus lernen sich in einer Selbsthilfegruppe für Krebspatienten kennen und fühlen sich vom ersten Augenblick an vom anderen angezogen. Hazel liebt Gus für seine Schlagfertigkeit und für seine offensive Art, wie er mit seinem Schicksal umgeht. Und Augustus baggert Hazel auf seine charmant witzige Art an, als gabe es kein Morgen. Aber Hazel hat Angst. Sie will für niemanden eine tickende Zeitbombe sein, und genau so fühlt sie sich in ihrer Erkrankung. Doch dann kann sie sich Gus'Charme nicht mehr entziehen, der ihr einen ihrer größten Wünsche erfüllt und sie kurzerhand nach Amsterdam entführt. So furchtbar ihre Diagnosen sind, Hazel und Augustus feiern das Leben und die Liebe und kosten die kurze Zeit die ihnen bleibt, jede Sekunde aus.

Mir gefällt das Buch schon alleine wegen der Tatsache, dass das Thema Krebs nicht schön geredet wird – und das ohne deprimierend zu klingen.
Der Schreibstil des Autors ist direkt und ehrlich, geschmückt mit einer herrlichen Sprache. Man spürt beim Lesen seine Liebe zur Literatur.

Das Cover finde ich sehr hübsch. Die Sterne erinnern mich an die Szene in dem Restaurant Oranjee. Dort ließen sich Hazel Und Augustus zum ersten mal von dem Geschmack des Champagners berauschen. Daraufhin sagte der Kelner: »Wisst ihr, was Dom Pérignon gesagt hat, als er den Champagner erfunden hatte? ›Kommt schnell her, ich schmecke die Sterne‹«

Es sind eben diese kleinen köstlichen Augenblicke, die uns verzaubern. Es kommt letztendlich auf uns an, wie viel Bedeutung wir einem Moment geben. Er kann wie ein kleiner Snack für zwischendurch sein, aber er kann dir auch eine kleine Ewigkeit schenken. Eine Tatsache, die wir nur allzugerne vergessen. Erst wenn wir einen schlimmen Schicksalsschlag erleiden, wird uns gezwungenermaßen die Kostbarkeit dieser Momente wirklich bewusst. Aber genau da fängt das Problem an. Wir jagen von einem Erlebnis zum anderen. Eine Textstelle macht dies besonders deutlich:

»Ich hatte den Ozean noch sehr lebendig in meiner Vorstellung. Ich konnte mich daran erinnern. Aber ich würde es nie wieder mit meinen eigenen Augen sehen, und mir kam der Gedanke, dass die gefräßige menschliche Sehnsucht nie gestillt wird, wenn Träume wahr werden, weil sich immer sofort der Gedanke einstellt, es könnte alles noch besser und öfter passieren.

Das stimmt wahrscheinlich noch mit neunzig – auch wenn ich neidisch auf die bin, die es herausfinden werden. Andererseits lebte ich schon doppelt so lang wie Van Houtens Tochter. Was hätte er darum gegeben, dass seine Tochter mit sechsen gestorben wäre.«

Es kommt eben nicht darauf an, wie viel man erlebt, sondern was und wie intensiv. Erinnerungen sind einer der höchsten Güter, die wir haben. Sie binden uns an Orte und Menschen. Beim Verlust eines geliebten Person können sie ein wenig den Schmerz lindern und uns trösten. Erinnerungen verbinden und verletzen uns, wenn ein Mensch uns verlässt. Auf welche Weise auch immer.

 

 

ÜBER DEN AUTOR

John Green, 1977 geboren, lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Indianapolis. Für seine Jugendromane erhielt er großes Lob der Kritik, gewann den Printz Award für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Jugendliteratur und wurde außerdem ausgezeichnet mit der CORINE und dem Deutschen Jugendliteraturpreis.