Rezension

Die Welt gegen die Vereinigten Staaten

Der Fall des Präsidenten
von Marc Elsberg

Bewertet mit 5 Sternen

Es beginnt mit einem Paukenschlag: Douglas Turner, republikanischer Ex-Präsident der USA, wird in Griechenland verhaftet. Man beschuldigt ihn, für Kriegsverbrechen in Afghanistan verantwortlich zu sein. Ihm droht ein Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof ICC. Auf diese Anschuldigungen reagiert er, wie wir es kennen und erwarten: selbstherrlich, aggressiv und laut pöbelnd. Jetzt kann nur noch der amtierende Präsident helfen. Die Maschinerie läuft an. Zuerst muss dafür gesorgt werden, dass die Medien keinen Wind von der Verhaftung bekommen, dann wird mit Sanktionen gedroht, zumal die USA keine Veranlassung sehen, sich mit den Anschuldigungen des ICC auseinanderzusetzen, haben sie diesen doch nie anerkannt. Aber zu spät, ein Video ist bereits im Umlauf und schlägt international hohe Wellen.

Wie bereits in Blackout, Gier etc. kreiert Elsberg auch in diesem Roman ein Szenario, das realistischer nicht sein könnte. Die Vereinigten Staaten, die sich über das Gesetz stellen und alle Register ziehen, um die Auslieferung des Ex-Präsidenten in die Niederlande zu verhindern. Kurssturz an der Börse und eine Weltwirtschaft, die auf den Abgrund zusteuert. Falschmeldungen, mit denen die sozialen Netzwerke geflutet werden. Chaotische Zustände. Mittendrin die Anklägerin, eine junge Juristin, unterstützt von einem griechischen Kollegen, die gegen ein Heer amerikanischer Anwälte kämpft und um das Leben ihres einzigen Zeugen fürchtet. Könnte man sich durchaus so vorstellen. Bleibt die Frage, ob die USA damit durchkommen.

Internationales Recht ist jetzt nicht unbedingt das spannendste Thema, aber der Autor schafft es, durch verschiedene ineinanderlaufende Handlungsstränge, das Interesse des Lesers auf konstant hohem Niveau zu halten. Und er ruft uns einmal mehr die Kriegsverbrechen Amerikas in Erinnerung, die selbst so hoch angesehene Ex-Präsidenten wie Obama mit seinen Drohnen an der Zivilbevölkerung nicht nur in Afghanistan begangen haben.

Wie ich es von Marc Elsberg erwartet habe, liefert er mit diesem Politthriller eine ebenso spannende wie interessante Lektüre ab, die meinen Eindruck von dieser rücksichtslosen Weltmacht einmal mehr untermauert.