Rezension

Die verschwundene Tochter

Die Therapie
von Sebastian Fitzek

Bewertet mit 5 Sternen

Die Insel Parkum an der Nordsee ist Viktor Larenz Zufluchtsort. Seine Tochter ist vor 4 Jahren verschwunden, nachdem sie über 11 Monate schwer krank war. Er zieht sich auf die Insel zurück, um ein schriftliches Interview mit einer Zeitschrift zu erstellen. Er glaubt, dass dieses ihm helfen wird, den schmerzhaften Verlust zu verarbeiten und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. 
Ein gewaltiger Sturm braut sich über der Insel zusammen, als eine junge Frau an der Schwelle seines Hauses auftaucht und ihn bittet, ihr zu helfen. Viktor ist ein renommierter Psychiater, der seine Praxis verkauft hat, um sich zuerst um seine kranke Tochter zu kümmern, anschließend um sie zu suchen. 
Anna, so heißt die Frau, lässt sich von Viktor nicht abwimmeln. Sie ist Kinderbuchautorin und schizophren. Sie glaubt, dass die Figuren ihrer Geschichten lebendig werden und sie deren Schicksal durch die Erzählung steuern kann. Ihre letzte Geschichte handelt von einem Mädchen, das spurlos verschwindet und sie um Hilfe bittet. 
Viktor erkennt sofort die Ähnlichkeit zum Schicksal seiner Tochter. Damit beginnt ein nervenaufreibendes Frage und Antwort Spiel.
Meine Meinung:
Immer wieder überkommt mich das Thriller Fieber. Im Moment ist Sebastian Fitzek eines meiner Leseopfer. Nach "Das Paket" holte ich mir sein erstes Werk. 
Die Geschichte ist enorm spannend. Schon damals verstand es der Autor eine bedrückende Stimmung zu beschreiben. Die kleine Insel, die im Sturm völlig von der Umwelt abgeschottet ist, verstärkt den Eindruck des Ausweglosen. Der Wind, der Regen und die Kälte rütteln ständig nicht nur an den Fenstern der Häuser sondern auch an den Nerven der Leser. 
Viktor Larenz ist ein gestandener Mann, der um seine Tochter tief trauert. Ihr Verschwinden hat ihn im Mark getroffen und lässt ihn auch nach 4 Jahren nicht wieder ein normales Leben führen. Er entfernt sich immer mehr von seiner Frau Isabel. Er geht jedem noch so kleinem Hinweis nach. Sein eigenes Leben ist nicht mehr existent. 
Die junge Frau Anna zwingt ihn regelrecht sie zu behandeln. Sie erscheint zeitweise völlig verrückt, paranoid und ihre Wahnvorstellungen haben mir die Haare zu Berge stehen lassen. 
Jedes Wort, jeder Wortwechsel ist eine Gratwanderung zwischen Vorstellung und Realität. Ich lese Thriller bzw. Krimis, um mit zu raten, die Hinweise zu interpretieren. Ich hoffe so schlau wie der Autor zu sein, was mir dieses Mal wieder nur zum Teil gelungen ist. 
Fazit: Der Leser muss zwischen den Zeilen lesen lernen. Er muss auf die Dinge achten, die nicht geschrieben sind. Ich bin ja froh, dass ich ein paar Bücher von nicht gelesen habe.