Rezension

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Die Suche nach einer neuen Heimat beginnt

Godspeed, Die Reise beginnt - Beth Revis

Godspeed, Die Reise beginnt
von Beth Revis

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext
Die 17-jährige Amy ist einer der eingefrorenen Passagiere an Bord der "Godspeed". Sie und ihre Eltern sollen am Ende der Reise zu einem neuen Planeten wieder erweckt werden – 300 Jahre in der Zukunft. Doch Amys Kühlkasten wird zu früh abgeschaltet. Wollte jemand sie ermorden? Gewaltsam ins Leben zurückgerissen, findet sie sich in einer fremden Welt wieder, in der alle Menschen einem tyrannischen Anführer folgen. Nur einer widersteht: der rebellische Junior, der sich fast magisch angezogen fühlt von Amy. Gemeinsam versuchen die beiden, den schrecklichen Geheimnissen der "Godspeed" auf die Spur zu kommen. Doch kann Amy Junior trauen?

Meine Meinung
Beth Revis Buch hat mich sehr überrascht. Eine Geschichte wie diese hätte ich nie dahinter vermutet.

Die Godspeed ist unterwegs durch die Weiten des Weltalls zu einem fremden Planeten. Dieser Planet soll die neue Heimat der Menschen werden. Die Reise, die 300 Jahre dauern sollte, verlief jedoch nicht nach Plan. Nicht nur, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden kann, es ist die Herrschaft eines Einzelnen, die alles zu vernichten droht.

Der Älteste hat das Schiff vollkommen unter seiner Kontrolle. Er bestimmt was geschieht, wie jeder denken und sich benehmen soll. Wird ein Befehl missachtet, kann die betroffene Person mit dem Tod bestraft werden. Er ist sicherlich keine Person, deren Charakter einen faszinieren kann. Der Älteste erscheint wie ein Diktator, dessen Wort zu gelten hat. Er mag keine Veränderungen und schon gar nicht Widerworte. Sein Wille muss immer geschehen. Doch hinter dieser Härte ist noch etwas anderes da, doch es findet kaum Zugang zur Oberfläche.

Junior soll irgendwann der Platz des Ältesten übernehmen und über das Schiff herrschen. Sein Charakter ist jedoch vollkommen anders. Junior ist offen  und an allem interessiert. Ihm gefällt es nicht wie der Älteste seine Macht durchsetzt, doch ihm ist auch bewusst, dass er noch nicht in der Lage ist etwas zu unternehmen. Seine Versuche sich gegen den Ältesten zu wehren, brachten ihm nichts als Quallen und Schmerzen. In Amy findet er eine Art Anker, der ihm hilft aufrecht zu bleiben und den Wahnsinn zu ertragen. Sie ist jemand, den er beschützen will, weshalb er sich dem Ältesten gegenüber auch fügsam benimmt.

Ich bin mir nicht sicher, ob Amy Juniors Gefühle versteht. 250 Jahre lang war sie eingefroren, in der Hoffnung bei der Ankunft der Godspeed wieder mit ihren Eltern vereint zu werden, doch ihre Kühlkammer wurde 50 Jahre zu früh geöffnet. Junior war der erste Mensch, den sie auf den Schiff sah und wurde auch zu einem ihrer engsten Freunde. Sie sind zwar im selben Alter, doch mehr Verbindungen scheint sie zu ihm nicht zu sehen. Amy ist klar, dass er da sein wird, wenn sie ihn braucht, doch einen Platz in ihrem Herzen ist sie noch nicht gewillt ihm zu geben.

In Godspeed hat Beth Revis eine spannende und äußerst düstere Dystopie geschaffen. Ihre Hauptcharaktere finden sich in einem gewaltigen Geflecht aus Lügen wieder, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint. Obwohl Junior sein ganzes Leben auf dem Schiff verbracht hatte, muss er erkennen, dass er von nichts eine Ahnung hatte. Er war genauso blind wie alle anderen, doch mit Amys Hilfe bekam er die Chance zu sehen.

Die Geschichte hat viele Reize, doch das Buch zu lesen erwies sich für mich als äußerst schwierig. Jedes Mal wenn ich das Buch aufschlug, wurde das Schiff um mich herum lebendig. Je mehr ich las, desto mehr konnte ich Amys Gefühle nachvollziehen, desto mehr fühlte ich mich selbst gefangen.

Es war verlockend all die Tatsachen über das Schiff und das Leben darauf zu erfahren, doch hinterher wünscht man sich, dass einiges lieber verborgen geblieben wäre.
Zu Beginn des Buches tauchen automatisch Fragen im Kopf des Lesers auf, die er mit dem Verlauf der Geschichte zu beantworten versucht. Bei manchen Fragen hätte ich die Antwort lieber nicht gewusst.

Am meisten beeindruckt hat mich die Persönlichkeit von Harley. Die Autorin hat so viel Traurigkeit und Schmerz in ihn hineingeschrieben, ihm aber auch gleichzeitig verträumt und mutig gemacht. Harley verbirgt sein wahres Gesicht und offenbart er erst Amy im vertrauen. Junior ist zwar sein bester Freund, doch Harleys wahren Schmerz hat er nie zu sehen bekommen.

Fazit
Die Reise der Godspeed hat gerade erst richtig begonnen. Vor Junior liegt nun eine gewaltige Aufgabe, von der er nicht weiß, ob er ihrer würdig ist. Es ist an ihm die Fehler der Vergangenheit zu beseitigen und den Menschen neue Hoffnung zu schenken. Nach diesem fulminanten Start ist die Neugier auf den nächsten Teil sicherlich stark ausgeprägt.